Achtsamkeit

Achtsamkeit – das Hier und Jetzt wahrnehmen

Achtsamkeit

Unser stressiger Alltag führt immer mehr dazu, dass wir das Gegenwärtige nicht mehr wahrnehmen und gedanklich in der Vergangenheit verweilen, verpasste Chancen betrauern oder sorgenvoll in de Zukunft blicken. Dabei verlieren wir aus den Augen, welcher Reichtum sich im gegenwärtigen Augenblick verbirgt. Was genau ist Achtsamkeit aber nun? Achtsam zu sein, bedeutet im Hier und Jetzt sowohl körperlich, aber vor allem auch mental präsent zu sein. Uns und unsere Umwelt wahrzunehmen, ohne sie ständig zu bewerten. Ist dir schonmal aufgefallen, dass wir ständig alles bewerten? Egal ob es sich um Situationen, andere Menschen oder zum Beispiel Dinge handelt. Du kannst selbst einmal den Test machen! Nimm dir eine halbe Stunde Zeit und gehe spazieren. Sieh dich um und benenne, was du siehst, ohne es zu bewerten. Ich verspreche dir, die Übung hat es in sich. Du wirst bemerken, dass du allem irgendein Attribut und damit eine Bewertung zuschreibst. Selbst ein einzelner Baum wird so zu einem großen oder schönen oder kahlen Baum. Und so geht das ständig! Unser Gehirn bewertet alles und jeden. 

Was ist so schlimm an Bewertungen?

Bewertungen entstehen aus unseren Erfahrungen. Wir hängen dadurch in einer Dauerschleife unserer Gedanken fest. Neue Eindrücke und Erfahrungen werden mit Erinnerungen abgeglichen und entsprechend kategorisiert. Umgangssprachlich nennt man diesen Vorgang „Schubladendenken“. Unser Gehirn greift immer auf altbewährtes zurück. Das Problem daran ist, dass wir aufgrund unserer Bewertungen auch Rückschlüsse ziehen und uns entsprechend verhalten. Achtsame Menschen bewerten nicht, sie nehmen nur wahr, was ist und distanzieren sich von ihren Gedanken. So sind sie offen für neue Erfahrungen und vermeiden in Kategorien zu denken. Denn sind wir achtsam im Hier und Jetzt, dann gibt es kein „Das kenne ich schon. Jetzt passiert gleich xy.“ Oder auch „Das ist genau so ein Typ wie xy. Der wird mich auch verletzen / enttäuschen.“ 

Achtsamkeit steigert das Wohlbefinden

Achtsamkeit ist lange sehr stiefmütterlich behandelt worden. Inzwischen hat sich die Wissenschaft jedoch in ihren Forschungen zunehmend auch der Achtsamkeit zugewandt und schreibt dieser eine positive Wirkung auf unser Wohlbefinden zu. Achtsamkeit schafft Abstand zu den eigenen Gedanken und Vertrauen in die eigene Stärke. Sie steigert somit die Lebenszufriedenheit und  -freude und wirkt stressreduzierend. Achtsamkeit hat ihren Ursprung im Buddhismus und wird dort als Geisteshaltung angesehen. Häufig wird Achtsamkeit zusammen mit Meditation praktiziert, allerdings ist das Meditieren keine Voraussetzung, um achtsam zu sein. Du kannst in jedem Bewusstseinszustand achtsam sein. Andersherum geht es jedoch nicht – Meditation setzt immer auch Achtsamkeit voraus. 

Achtsamkeit erlernen

Im Grunde werden wir alle mit der Fähigkeit achtsam zu sein, geboren. Beobachte einmal kleine Kinder, wenn sie vollkommen gedankenverloren in ihrem Spiel vertieft sind. Nichts zählt in diesem Moment, Zeit spielt keine Rolle mehr. Sie sind vollkommen im Hier und Jetzt. Diese Fähigkeit schlummert immer noch in jedem von uns. Sie ist nur über die Jahre, den Alltagsstress und unseren Verstand verkümmert. Aber sie lässt sich reaktivieren! Achtsamkeit kann man mit den verschiedensten Übungen trainieren.

Genau hier wird es aber für die meisten Menschen sehr schwierig. Sie nehmen sich vor, täglich zu meditieren, setzen sich unter Druck und scheitern dann am Durchhalten. Im Gegenteil, sie geraten vielleicht sogar noch mehr in Stress, weil sie sich Zeit freischaufeln müssen, um ihre täglichen Achtsamkeitsübungen durchzuführen und bringen sich somit um den gewünschten Erfolg. Ich rate meinen Klienten daher, generell erst einmal achtsamer in ihrem Alltag zu werden. Sich morgens vor dem Aufstehen fünf Minuten bewusst auf ihren Atmen zu konzentrieren und bei der Morgenroutine bewusst wahrzunehmen, was sie tun, anstatt sich gedanklich schon mit dem Tagesablauf zu beschäftigen. Oder in der Mittagspause des Geschmacks und der Konsistenz des Essens bewusst zu werden oder gedanklich nicht mit der Arbeit zu beschäftigen. Es gibt 1000 kleine Dinge, denen man sich im Laufe des Tages bewusst zuwenden kann – frische Luft, ein wärmendes Getränk, Vogelgezwitscher. All das bedeutet achtsam sein. Sich entschleunigen. Im Hier und Jetzt verweilen. 

So gelingt dir die Meditation

Du möchtest gerne meditieren, aber es gelingt dir nicht? Auch hier gilt: Übung macht den Meister. Setze dich nicht unter Druck! Je häufiger du meditierst, um so ruhiger wird dein Geist werden. Aber das braucht Zeit! Stell dir vor, dein Geist ist ein Muskel. Der ist auch nicht nach dem ersten Besuch im Fitnessstudio gestählt. Es ist vollkommen normal, wenn deine Gedanken abschweifen, lass sie einfach fließen. 

Bei der Meditation geht es nicht um den Versuch, irgendwo hinzugelangen. Es geht darum, dass wir uns selbst erlauben, genau dort zu sein, wo wir sind, und genau so zu sein, wie wir sind, und desgleichen der Welt zu erlauben, genau so zu sein, wie sie in diesem Augenblick ist. 

Jon Kabat-Zinn
  1. Konzentriere dich auf deinen Atem. Spüre ihm nach und atme bewusst ein und aus. Lass deinen Atem langsam tiefer werden und deine Atemzüge länger.
  2. Visualisiere ein Bild. Am Anfang kann es einfacher sein, sich eine Farbe vorzustellen und Stück für Stück in diese einzutauchen.
  3. Lass deine Gedanken fließen! Es ist vollkommen normal, dass sich ab und an ein Gedanke aufdrängt oder Du abschweifst. Sobald du es bemerkst, lass den Gedanken weiterziehen und konzentriere dich wieder auf deinen Atem.
  4. Schaffe dir ein Ritual! Verräuchere zum Beispiel entspannende Kräuter wie Lavendel oder nutze ein Aromaöl.
  5. Verbinde dich mental mit deinem Inneren. Richte deinen Blick nach innen und nimm wahr, was sich in dir regt.

In unserer Online-Academy findest du viele Übungen und Anregungen zum Thema Achtsamkeit. Starte mit uns in ein achtsameres Leben mit mehr Wohlbefinden und Zufriedenheit!

Deine Vio


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Die Macht der Gedanken

Fesselnde Gedanken – und wie du ihnen entkommst

Macht der Gedanken

Du kennst sicher dieses Gedankenkarussell, das dich immer wieder in die Vergangenheit führt. Sätze wie „Warum habe ich nicht…?“ oder „Hätte ich doch bloß…!“ begleiten uns gedanklich dauernd. Oder es steht eine (schwierige) Situation bevor, die du eventuell schon einmal erlebt hast – und Schwupps, befindest du dich mit deinen Gedanken schon wieder mitten in dem Katastrophenszenario aus deiner Vergangenheit, obwohl noch nicht einmal sicher ist, dass es überhaupt zu dieser Situation und schon gar nicht mit diesem Ausgang kommen wird. Egal was du tust, du landest einfach immer wieder an demselben Punkt. 

Warum deine Gedanken niemals die Realität abbilden

Unser Gehirn ist darauf programmiert, alle ankommenden Reize zu verarbeiten. Um dabei nicht überlastet zu werden, greift es auf altbekanntes zurück. Es gleicht also einen aktuellen Reiz mit dem ab, was es schon kennt und kategorisiert den Reiz entsprechend. Schublade auf, Reiz reingepackt. Fertig! Aber diese Kategorisierung kann Probleme verursachen. Nämlich dann, wenn der Reiz mit etwas Negativem in Zusammenhang gebracht wird. Nehmen wir also einmal an, du hast in einer Prüfungssituation schonmal einen Black-Out gehabt. Dann führt das bei einer erneuten Prüfung unter Umständen dazu, dass du dir Dinge wie „Was, wenn ich wieder versage?“ oder „Ich werde wieder eine Black-Out haben und dumm dastehen. Genauso wie beim letzten Mal!“ denkst. Dein Gehirn bewertet die aktuelle Prüfungssituation aus der Erfahrung in der Vergangenheit heraus. Aber diese Gedanken stellen nicht die aktuelle Situation dar. Wohlmöglich bist du viel besser vorbereitet und weißt genug, um die Prüfung locker zu bestehen. Alles, was du tun musst, ist nun den Realitätscheck zu machen und dich fragen, ob deine Gedanken der Wahrheit entsprechen. Höchstwahrscheinlich wirst du dann feststellen, dass dem nicht so ist! 

Wann deine Gedanken zur Realität werden

Du weißt nun, dass dein Gehirn ankommende Reize immer nach einem bestimmten – ihm bekannten – Schema bewertet und somit deine Gedanken steuert. Und genau diese Gedanken beeinflussen deine Handlungen, denn sie setzen Prozesse in Gang. Nicht nur in deinem Körper, sondern eben auch im Außen. Du erzeugst also durch deine Gedanken Handlungen, die wiederum deine Realität kreieren. Das heißt konkret, wenn du ein negatives Ergebnis erwartest, wirst du deine Handlungen unbewusst dementsprechend ausrichten und ein negatives Ergebnis erzeugen. Und schon ist sie da – die Bestätigung deiner Annahme! Und so geht es nun munter weiter. Beim nächsten Mal wirst du denken „Das schaffe ich doch wieder nicht! Es ist ja schon zweimal schief gegangen!“ und auch dann wieder deine Realität mit entsprechend negativem Ausgang erschaffen.

Lenke deine Gedanken in die richtige Richtung

Vielleicht sagst du jetzt: „Ja, was kann ich denn dafür? Ich kann meine Gedanken nicht ändern.“ Doch! Genau das kannst. Und du tust es, indem du sie hinterfragst und prüfst. Wenn sich ein Gedanke aufdrängt, machst du den Realitätscheck und fragst dich „Ist das wirklich real? Bildet dieser Gedanke die aktuelle Situation ab? Ist dieser Gedanke wirklich wahr? Bin ich mir absolut sicher, dass er wahr ist?“. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wirst du feststellen, dass es eben nicht so ist. Dass du gedanklich entweder eine Situation aus der Vergangenheit abbildest oder dich um ungelegte Eier sorgst, weil du in Gedanken in einem Zukunftsszenario festhängst, von dem du nicht weißt, ob es überhaupt jemals eintreten wird. 

Befreie dich von deiner Angst

Eckhardt Tolle hat einmal gesagt, dass Angst immer dann entsteht, wenn wir nicht im Hier und Jetzt sind. In den seltensten Fällen wirst du in einer Situation wirklich bedroht und musst um dein Leben fürchten. Die meisten deiner Ängste kreierst du in deinen Gedanken! Du sorgst dich um Dinge, die vielleicht irgendwann in der Zukunft eintreten könnten oder du verharrst in der Vergangenheit und erinnerst dich an all die schlimmen Dinge, die dir bereits widerfahren sind. Darauf reagiert natürlich auch dein Körper. Ein extremes Beispiel dafür sind Panikattacken ausgelöst durch die Angst vor der Angst. Die Gedanken sind dabei so mächtig, dass die Erinnerung an eine als lebensbedrohlich empfundene Situation ausreicht, um Angst hervorzurufen – Angst davor wieder die seinerzeit empfundene Angst zu spüren. Diese Angst führt dann zu körperlichen Symptomen, denn der Körper bekommt die gleichen Signale wie in einer realen bedrohlichen Situation. Die körperlichen Reaktionen wiederum verstärken die Angst und die Panikattacke nimmt ihren Lauf. 

Unser Leben ist das Produkt unserer Gedanken.

Marcus Aurelius

Die Macht deiner Gedanken

Wenn du einmal verstanden hast, wie mächtig deine Gedanken sind und wie groß ihr Einfluss auf deinen Körper, deine Handlung und letztlich auf dein Leben und deine Realität sind, dann erkennst du, wie wichtig es ist, sie immer zu hinterfragen. Stell dir vor, wieviel Kraft in deinen Gedanken liegt! Leider sind wir Menschen sehr gut darin, uns mittels unserer Gedanken negativ zu beeinflussen – aber du kannst es ändern! Nutze die Power und gestalte dein Leben so, wie du es dir wünschst! 

In meinen Coachings unterstütze ich dich darin, deine Gedanken zu wertvollen Helfern zu machen.

Deine Vio


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Der Sinn im Leben

Der Sinn im Leben ist leben!

Sinn im Leben

Sicherlich gehörst auch du zu den Menschen, die sich hin und wieder diese existenzielle Frage gestellt haben „Macht mein Leben überhaupt Sinn?“ oder „Welchen Sinn in meinem Leben verfolge ich?“

Damit sind wir bereits bei einem entscheidenden Unterschied, nämlich der Betrachtungsweise: Suche ich den Sinn DES Lebens oder den Sinn IM Leben? Das eine ist eine philosophische Frage, die andere eine Wertefrage. In ihrer herkömmlichen Verwendungsweise stellen wir die Frage nach dem Sinn nämlich nach den lohnenswerten Zielen des Lebens oder auch, ob es überhaupt Ziele im Leben gibt, also „Was ist mir in meinem Leben etwas wert?“. 

Diese Frage möchte ich hier näher betrachten.

Lebenssinn ist individuell unterschiedlich

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass es DEN allgemeingültigen Lebenssinn nämlich nicht gibt! Eigentlich müsste die Frage lauten: „Was ist MEIN Sinn im Leben?“. Denn so einzigartig wir menschlichen Lebewesen sind, so individuell ist auch der Lebenssinn eines Jeden. Immer wieder versuchen wir herauszufinden, worin er besteht und scheitern kläglich an der Beantwortung dieser Frage. Wir wissen, dass unser Dasein endlich, nichts von Dauer ist. Aus diesem Grund wünschen wir uns oft verzweifelt diesen Sinn im Leben, der uns in unserem Leben bestehen lässt und uns sicher hindurchleitet. Unser Leben ist eine permanente Suche nach uns selbst und wir werden immer wieder zweifeln, ob unser Leben sinnvoll war oder nicht. Nach dem Sinn des Lebens zu fragen, liegt in der Natur des Menschen. Er fragt nach dem „warum?“, „wozu?“ oder „weshalb?“. Das Gefühl der Sinnlosigkeit begegnet den meisten Menschen in ihrem Leben. Oft wird die Sinnfrage besonders dann wichtig, wenn der Mensch in eine Krise gerät. Sie gibt Hoffnung, ist Schutz gegen Verzweiflung und Motivation zum Durchhalten. 

Jeder von uns trägt also seine eigene Vorstellung von seinem Sinn im Leben in sich. Sinn ist nichts, das einfach so passiert oder da ist. Wir sind es, die den Sinn im Leben erst erschaffen müssen. Doch darf man Sinn im Leben nicht etwa mit „Glück“ gleichsetzen. Es gibt durchaus Menschen, die glücklich sind, ohne einen Sinn in ihrem Leben zu haben. In der Positiven Psychologie wird Glück als einen Zustand bezeichnet, „der von Zufriedenheit und allgemeiner Befriedigung einer aktuellen Situation gekennzeichnet ist“. Im Gegensatz dazu ist der Lebenssinn kein flüchtiger Zustand, sondern ein umfassenderes Gefühl, zu etwas beizutragen, das sich nicht unmittelbar um sich selbst, sondern um etwas Größeres dreht. 

Der Weg zum Lebenssinn

Was tust du, wenn du keinen Sinn im Leben hast? Manche Menschen zweifeln in einer Lebenskrise am Sinn ihres Daseins. Die Freude nimmt ab, man wird trübsinnig – schlimmstenfalls sogar depressiv.In einer solchen Sinnkrise ist es daher bedeutsam herauszufinden, was für dich persönlich eigentlich wichtig ist. 

Denn der österreichische Neurologe und Psychiater Viktor Frankl war sich sicher:

Wer um einen Sinn seines Lebens weiß, dem verhilft dieses Bewusstsein mehr als alles andere dazu, äußere Schwierigkeiten und innere Beschwerden zu überwinden!

Mit dem Lebenssinn werden immer auch Werte und Ideale transportiert. Das kann Liebe, Gerechtigkeit, Umweltschutz, Diversität, Freiheit o.ä. sein. Dein Leben ist also dann als sinnvoll zu betrachten, je näher es deinen idealen Wertevorstellungen kommt. Gerät dein Wertesystem jedoch ins Wanken, kann dies zu einer Sinnkrise führen und du bist gefordert dieses zu überdenken oder neue Werte für dich zu finden, die dein Leben lebenswert und wieder sinnvoll machen.

Gerade in der Mitte des Lebens, während der sogenannten „Midlife Crisis“ wird dieses gerne reflektiert und es wird sich die Frage nach neuen Perspektiven gestellt. Oft erkennt man auch, dass das eigene Leben eigentlich nach Vorstellungen und Erwartungen anderer Menschen gelebt wurde. Das führt dann häufig zu Sinnkrisen. Im Hamsterrad des Alltags haben wir oft verlernt, uns mit uns selbst auseinander zu setzen. Wir haben uns zu wenig Zeit genommen in uns zu gehen und unsere Bedürfnisse wahrzunehmen. Wer nicht genau weiß, wohin er will, wird ständig auf der Suche sein. Deshalb ist es wichtig, den Sinn deines Lebens kennenzulernen. Denn daraus entwickeln sich automatisch die entsprechenden Ziele.

Um herauszufinden, was dir selbst wichtig ist, halte erst einmal inne und stelle dir folgende Fragen:

  • Wie möchte ich leben?
  • Was ist mir wirklich wichtig im Leben?
  • Welche Ziele möchte ich in meinem Leben noch erreichen?
  • Wer und was bin ich?
  • Wie könnte ich die Welt ein Stück besser machen?

Wichtig bei der Beantwortung dieser Fragen ist auch der Perspektivwechsel. Verreise, um einen neuen Blickwinkel, neue Eindrücke zu bekommen. Frage Menschen, die dir wichtig sind, wie sie dich sehen. Guck, wo du gerade stehst, und gehe langsame Schritte vorwärts. 

Die Antworten auf die oben gestellten Fragen sind vielfältig wie individuell. Sinnquellen könnten zum Beispiel sein:

  • Spaß und Freude am Leben zu haben 
  • Soziales oder politisches Engagement
  • Viel Geld zu verdienen
  • Sich einen angenehmen Lebensabend zu machen
  • Die Welt zu umreisen
  • Naturverbundenheit
  • Spiritualität

und vieles mehr. Oft sind es auch nur die kleinen Dinge des Lebens, die uns sinnhaft erscheinen. Blumen zu pflanzen, an denen wir uns erfreuen oder Zeit in Stille genießen. Diese Sinnquellen ergeben sich aus der jeweiligen Lebenssituation heraus und sind somit für jeden Menschen einzigartig. 

Mit der Beantwortung der Fragen kannst du deinen Lebenssinn finden, kannst dir deinen eigenen Sinn im Leben erschaffen und dadurch ein sinnvolles Leben erlangen! 

Sinnkrise als innerer Kompass

So leicht es sich auch anhört … Aus dem Gefühl der Sinnlosigkeit herauszukommen, ist nicht leicht. Es erfordert viel Zeit und Mut, deine Komfortzone zu verlassen. Meist kommt man nur schwer aus eigener Kraft heraus. 

In schwierigen Situationen ist es deshalb hilfreich zu akzeptieren, dass du in einer Sinnkrise steckst. Du musst sie nicht gut finden, aber nimm den Fakt an sich an. Du kannst Dinge in deinem Leben ändern. Vielleicht hast du dafür nicht gleich eine Lösung parat, aber sie wird sich mit der Zeit zeigen. Konzentriere dich auf deine Stärken und das Positive in deinem Leben! Deine Sinnkrise ist ein wertvoller Hinweis darauf, dass in deinem Leben etwas nicht so läuft, wie du es dir wünschst. Sei dankbar für diese Krise, denn sie verhilft dir auf deinen Weg zu deinem ganz persönlichen Lebenssinn, wenn du dir die richtigen Lebensfragen stellst.

Fazit: Die Frage nach deinem Sinn im Leben ist immer eine Suche nach dir selbst! Er gibt dir Sicherheit und bildet die Basis für Zufriedenheit und Glück. Denn du tust Dinge, die du als wichtig erachtest. Etwas, das dir am Herzen liegt. Es geht darum, bei dir anzukommen! Und zu leben! 

Kontaktiere uns gerne, wenn du Unterstützung bei der Bewältigung deiner Sinnkrise und der Frage nach DEINEM Sinn des Lebens benötigst.

Deine Mel


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Richtig verändern

Warum sinnlose Veränderungen uns zu ewig Suchenden machen

Richtig verändern

Bist du gerade an einem Punkt in deinem Leben, an dem du denkst „Irgendwas muss sich ändern“? Aber was? Das Gefühl, wir müssten etwas verändern, ist meist zu Beginn sehr vage. Wir spüren, dass wir unzufrieden sind, können die Ursache aber nicht konkret benennen. Wir haben das Gefühl, festzustecken, wissen aber nicht, wie wir uns befreien können. Und selbst wenn – was wartet dann auf uns? Wie sieht das „Danach“ aus? Vielleicht wird es nur noch schlimmer und wir somit noch unzufriedener. Allein hier zeigt sich schon, wie wichtig es ist, seine Gefühle wirklich auf den Prüfstand zu stellen. Und hier hilft es nichts, an der Oberfläche zu kratzen oder zum scheinbar so glücklichen Nachbarn zu schielen. Nein, hier geht es ans Eingemachte. In die Tiefe deiner Seele. Hier geht es darum, deine Wünsche, Träume und Bedürfnisse hervorzuholen und zu schauen, wohin die Reise gehen soll.

Veränderungen sind immer nur so gut wie der Sinn hinter ihnen

Vielleicht hast du es selber schon mal erlebt. Du hast dir ein Ziel gesetzt und dich abgestrampelt, um es zu erreichen. Und dann auf dem Höhepunkt war da plötzlich nichts! Keine ausgiebige Freude, kein Wow-Erlebnis. Einfach nichts außer Leere. Und du hast dich gefragt, wo der Fehler liegen könnte. Schließlich wolltest du es unbedingt, hast alles gegeben, vielleicht auch Entbehrungen hingenommen. Du hast so viel Energie aufgewandt und nun das? Die Lösung ist ganz einfach: Du hast ein Ziel verfolgt, dass dich nicht erfüllt, weil es in deinem Leben keinen Sinn stiftet.

Ich persönlich kenne das Gefühl der Leere sehr gut! Als jemand, der sich dauernd antreibt und auch heute noch immer wieder aufpassen muss, sich nicht in all den schönen möglichen Zielen zu verrennen, war ich jahrelang prädestiniert dafür, beim Erreichen meiner Ziele weder Freude noch Erfüllung zu spüren. Und so machte ich mich auf, zum nächsten glorreichen Ziel, in der Hoffnung damit endlich zu finden, was ich so verzweifelt suchte. Der Satz „wenn (ich) erst mal … dann wird alles viel besser! Dann bin ich zufrieden!“ war mein ständiger Begleiter. Zufrieden war ich trotzdem nie. Irgendwann begriff ich, dass es so im wahrsten Sinne des Wortes einfach keinen Sinn machte. Ich wusste, es musste sich etwas ändern.

Warum schaffe ich es nicht, etwas zu verändern?

Kommen wir also zurück zu dem Wunsch nach Veränderung. Zuerst schauen wir uns einmal an, warum Veränderung so oft misslingt oder erst gar nicht in Gang kommt. Hierfür gibt es mehrere Gründe:

  1. Angst → die Angst vor dem Ungewissen, nicht zu wissen, wie es danach weitergeht, kann uns lähmen und blockieren. Dazu habe ich gerade ein wunderbares Zitat gelesen: „Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben. Mut bedeutet, Angst zu haben und es trotzdem zu tun.“
  2. Bequemlichkeit → Veränderungen erfordern Bewegung, raus aus der eigenen Komfortzone
  3. Selbstmanipulation → wir reden uns Situationen schön, Sätze wie „so schlimm ist es ja eigentlich gar nicht“ oder „ich kann mich doch eigentlich glücklich schätzen“ hat sicher jede(r) von uns schon zu sich selbst gesagt.
  4. Falsches Umfeld → Menschen, die uns ausbremsen, unsere Ideen und Ziele nicht ernst nehmen, blockieren uns. Dabei geht es nicht um konstruktive Kritik, sondern um Menschen, die nicht an uns glauben und (aus welchen Gründen auch immer) nicht möchten, dass wir uns weiterentwickeln und neue Wege beschreiten.
  5. Autopilot-Modus → leben im Autopilot-Modus heißt, einfach zu funktionieren. Nichts zu hinterfragen, gefangen im Alltag zu sein. Ähnlich einem Flugzeug, das mit Autopilot einfach nur der (durch andere) vorgegebenen Route folgt. 

Vielleicht hast du dich jetzt irgendwo wiedererkannt, vielleicht sagst du aber auch „Nein, ich will ja eine Veränderung und tue alles dafür und trotzdem kommt die ersehnte Erfüllung nicht!“. 

Veränderung – aber richtig!

In diesem Fall liegt das Problem möglicherweise an deiner Herangehensweise. Entscheidungen laufen auf verschiedenen Ebenen ab und jede von ihnen birgt die Gefahr, sich zu verrennen. Wie kannst du das verhindern? 

  1. Hinterfrage deine aktuelle Situation! Mach dir bewusst, was dich unzufrieden macht. Dabei solltest du genau vorgehen und Schicht für Schicht „abpellen“. Das bedeutet, dass du dich bei jeder Aussage fragst, ob noch etwas anderes (tieferes) dahintersteckt. 
  2. Schau welche Gefühle und Themen dabei hochkommen und arbeite daran. Bedenke immer, dass eine Veränderung in deinem Leben allein nicht das Allheilmittel ist. Frage dich ganz bewusst, was möchte in mir angeschaut werden? Ansonsten läufst du Gefahr, wieder in ähnliche Muster zu verfallen. Ein Beispiel hierfür wäre eine toxische Partnerschaft, die du beendest, nur um dann wieder in eine Beziehung zu einem toxischen Menschen zu geraten.
  3. Welchen Sinn soll die Veränderung in dein Leben bringen? Was soll dadurch für dich persönlich möglich werden? Dein „Warum“ ist essentiell, um dir durch eine Veränderung wirklich Erfüllung zu schenken – das gilt für alle Lebensbereiche! Gehe auch hier wieder Schicht für Schicht vor.
  4. Setze dir konkrete Ziele und lege direkt los! Nichts ist schlimmer, als nicht ins Tun zu kommen. Die Veränderung kommt nicht von allein in dein Leben, sondern wird einzig durch dich auf den Weg gebracht. Warte nicht, bis andere Menschen dir ihre vermeintlich richtigen Lösungen präsentieren, sondern geh selber los!

Es ist immer hilfreich, sich mit anderen darüber auszutauschen. Impulse und Motivation zu bekommen. Die Energie vieler bringt den einzelnen auf ein ganz anderes Level! Wenn du auch lieber mit viel gemeinschaftlichem Spirit deinen Weg gehst, schau gerne mal in unserer Online-Academy vorbei.

Deine Vio


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Schuld

Schuldgefühle … Fluch oder Segen?

Schuld

Wer kennt sie nicht? Schuldgefühle … Fragen wie: „Bin ich daran schuld, dass …?, Wieso habe ich bloß …?, Hätte ich doch nur …?“ nagen an uns. Wir fühlen uns schlecht und machen uns Selbstvorwürfe. Begleitet werden diese Fragen dann häufig mit belastenden, bedrohlichen oder quälenden Gefühlen, die man am liebsten möglichst schnell wieder loswerden möchte. Schuldgefühle gehören zu den unliebsamsten und am meisten unerwünschten Emotionen, die wir in uns tragen. 

So unschön dieses Gefühl auch ist, kann es nicht doch möglich sein, dass wir dieses beklemmende Gefühl wertschätzen und anerkennen können, weil es uns vielleicht etwas sagen möchte?

Das können wir uns einmal genauer ansehen. 

Was ist Schuld?

Grundsätzlich lässt sich der deutsche Begriff „Schuld“ allgemein in drei Kategorien unterteilen: 

  1. der Mensch an sich ist Auslöser eines Übels (z.B. wurde ein wichtiger Termin verpasst und der geplante Deal kam nicht zum Abschluss)
  2. es wurde gegen eine moralische Regel verstoßen (z.B. wurde eine Straftat begangen) 
  3. es besteht eine Verpflichtung Dritten gegenüber, die nicht eingehalten wurde (z.B. die Miete wurde nicht gezahlt)

Allerdings ist nur aus dem Kontext heraus ersichtlich, welche der genannten Kategorie vorherrschend ist, wobei es fließende Übergänge gibt. 

Schuldgefühle entstehen also, wenn wir mit unserem Verhalten gegen unsere persönlichen verinnerlichten Werte und Normen verstoßen sowie von juristischen oder sozial anerkannten Vorschriften abweichen. 

Menschen mit geringem Selbstwertgefühl sind häufiger davon betroffen. Meist werden wir unseren eigenen moralischen Ansprüchen nicht gerecht, unser schlechtes Gewissen plagt uns und wir fühlen uns deshalb schuldig. Wir bewerten unser Verhalten als falsch und verurteilen uns dafür als Menschen, weil permanente Zweifel und Selbstvorwürfe unser Selbstbild negativ prägen.

Schuldgefühle äußern sich zumeist in körperlichen Reaktionen wie: Erröten, Schwitzen, innere Unruhe, Panik, Hilflosigkeit, Fieber oder Magenverstimmung. Als psychische Folgen können depressive Verstimmungen, Aggressionen, Angststörungen, schlimmstenfalls bis hin zu posttraumatischen Belastungsstörungen auftreten. Oft gehen Scham (über einen gemachten Fehler) und Angst (vor Bestrafung) gemeinsam mit Schuldgefühlen einher. 

Woher kommen Schuldgefühle?

Sigmund Freud ordnete die Schuld im „Über-Ich“ einer Persönlichkeit ein, einer mächtigen Instanz, die die Wertvorstellungen und Normen und die moralischen Prinzipien repräsentiert, die in frühster Kindheit erworben und verinnerlicht worden sind. Anhand der Reaktionen der Bezugspersonen und des persönlichen Umfeldes erlernen Kinder, was verboten ist oder akzeptiert wird. Denkmuster, Annahmen und Überzeugungen aus dem privaten Raum werden übernommen und werden wie ein zu schwer gewordener Rucksack durchs Leben getragen.

Diese Instanz des „Über-Ich“ vertritt das Moralitätsprinzip, was bedeutet, dass es bei Gesetzesverstößen mit Schuldgefühlen, Gewissensbissen oder dem Wunsch nach Bestrafung reagiert. Aufgrund der erlernten Denkmuster kommt es zu der meist unbewussten Verknüpfung „Schuld = Bestrafung“. Diese aus der Vergangenheit geprägte Überzeugung trägt man dann ein Leben lang mit sich herum. Die Vorstellung der Selbstbestrafung für ein „Fehlverhalten“ kann sich u.a. durch folgende Anzeichen bemerkbar machen:

  • Suchtverhalten
  • Eifersucht
  • Essstörungen
  • Mobbingopfer sein
  • übermäßige Selbstkritik / Selbstzweifel
  • eigene Grenzen nicht wahrnehmen bzw. zulassen, dass diese von anderen überschritten werden
  • unverhältnismäßige Strenge gegenüber sich selbst und anderen
  • Selbstvorwürfe
  • toxische Beziehungen
  • selbstverletzendes Verhalten

Menschen mit einem stark ausgeprägten „Über-Ich“ zeigen häufig erhöhten Einsatz, haben hohe Ansprüche an ihre Leistung und können doch gleichzeitig andauernd an Schuldgefühlen leiden, weil sie der Meinung sind, sie können etwas nicht gut genug oder machen es immer falsch. Sie stehen damit unter einem dauerhaften Druck und StressDemzufolge spüren wir ein Schuldgefühl nur dann, wenn wir die frühen Wertvorstellungen auch innerlich übernommen haben.

Ein permanentes schlechtes Gewissen belastet, macht uns krank und hemmt uns in allen Lebensbereichen. Deshalb sollten wir versuchen, unseren zu schwer gewordenen Rucksack aus familiären, kulturellen oder historischen Überzeugungen abzustreifen und unsere daraus resultierenden Schuldgefühle lernen anzunehmen, sie als nützlich zu betrachten und ihre positiven Auswirkungen für unsere Gesundheit zu nutzen.

Normalerweise hat man aber Schuldgefühle, weil man schuldig geworden ist. Es ist völlig normal, schuldig zu werden. Das menschliche Leben besteht darin, Unrecht zu erleiden und Unrecht zu tun. Schuldbewusstsein, Schuldgefühle, Gewissensbisse und ein schlechtes Gewissen sind an und für sich Zeichen für psychische Gesundheit.

Raphael Bonelli (Wiener Psychiater und Neurowissenschaftler)

Denn eigentlich haben unsere Schuldgefühle wichtige Funktionen. 

Schuldgefühle haben auch positive Eigenschaften

Per se Schuldgefühle zu haben ist völlig normal und gehört zum Leben dazu, zeigt es dir doch, dass du zu einem „schlechten Gewissen“ fähig bist. Es ist gesund. Das Schuldgefühl signalisiert dir, dass du gegen deine innerlichen Werte oder auch äußerliche Normen verstoßen hast und dir dessen durchaus bewusst bist. So wie Schmerz einen körperlichen Schaden anzeigt, weist dich dein Schuldgefühl auf einen sozialen Schaden, z.B. dass du mit deinem Verhalten über das Ziel hinaus geschossen bist, hin. Im Grunde sagt dir deine so ungeliebte, angsteinflößende Emotion nichts anderes als: „DU BIST EIN GUTER MENSCH!“

Der Hinweis darauf, einen Fehler begangen zu haben, eröffnet dir neue Möglichkeiten, dich in Zukunft bewusst anders zu verhalten.

Sie bringen Dich dazu, deinen gemachten Fehler wieder gut zu machen, dich zu entschuldigen und Reue zu zeigen, Konflikte zu klären oder den entstandenen Schaden wieder zu bereinigen. Meist werden dadurch viele zwischenmenschliche Beziehungen gestärkt. Schuldgefühle sind eine Hilfe, dich in einem sozialen Gefüge sicher und anerkannt zu bewegen, indem du Grenzen kennenlernst, soziale Spielregeln einhältst und lernst, respektvoll und aufmerksam miteinander umzugehen. Dein Blick wird durch dein Schuldgefühl in die Zukunft gerichtet, und weist dir den Weg, dein Leben zukünftig konstruktiv besser zu gestalten. Aufgrund dessen, dass sich deine Schuldgefühle unangenehm anfühlen und du sie am liebsten vermeiden möchtest, sind sie großartige Antreiber, dich an soziale Regeln und moralische Werte zu halten. Du wirst an deinen Schuldgefühlen wachsen, indem du dich ihnen stellst. 

Wie es gelingt, deine Schuldgefühle zu überwinden:

1. Hinterfrage die Situation:

Am Anfang ist es wichtig, möglichst rational und ehrlich zu sein, ohne dich selbst zu bewerten, die Situation zu reflektieren und zu hinterfragen. Ändere deinen Blickwinkel und frage dich: 

  • Was ist der Grund, weshalb ich mich schuldig fühle?
  • Was habe ich getan / unterlassen?
  • Hatte ich auch eine andere Wahl?
  • Gegen welche Werte / Gesetze habe ich verstoßen? Woher stammen sie?
  • Welcher Schaden ist konkret entstanden?
  • Welche Konsequenzen sind zu erwarten?
  • Ist die Situation gerade wirklich so schlimm, wie sie sich anfühlt?
  • Habe ich zum damaligen Zeitpunkt der Verfehlung bereits wissen können, was ich heute weiß?

Dies ist ein Prozess, der Zeit braucht. Nimm sie dir, denn sie ist wichtig! Meist wird nämlich durch die Neubewertung der Situation schon klar, dass die Situation gar nicht so schlimm ist, wie sie sich anfühlt. Ein objektiver Blick hilft, das Gedankenkarussell zu durchbrechen und eine klarere Sicht zu bekommen. Wichtig ist in dieser Phase nur, dass du absolut ehrlich zu dir selbst bist, egal wie schmerzhaft sich die Antworten auch zunächst anfühlen mögen.

2. Akzeptiere deine Schwächen und Fehler:

Erlaube dir, dir selbst zu verzeihen! Ja, du hast einen Fehler gemacht und hättest dich möglicherweise anders verhalten können.  Doch deshalb bist du noch lange kein schlechter Mensch! Jeder von uns hat Schwächen und macht Fehler. Du kannst das Geschehene nicht ungeschehen machen. Führe dir vor Augen, dass du dein Bestmöglichstes in dieser Situation gegeben hast und keine Absicht dahinter steckte. In diesem Moment, als du so entschieden hast genau so zu handeln, warst du überzeugt davon, dass es richtig war! Aufgrund deiner persönlichen Geschichte, Denkmuster und Überzeugungen hast du so gehandelt, was durchaus zu einem unüberlegten und verantwortungslosen Verhalten geführt hat. Doch jeder von uns hat seine eigene Geschichte und handelt meist aus ihr heraus. Wir sind alle fehlbar! Akzeptiere, dass es passiert ist. Entscheidend ist, wie du nun damit umgehen wirst. Werte lediglich den Fehler, aber nicht dich als Person! Aus Fehlern lernst du, das gehört zu deinem Wachstum dazu und ist wichtig für deinen Lebensweg.

3. Eigenverantwortung übernehmen:

Hast du deinen Fehler für dich akzeptiert, musst Du nun auch zu ihm stehen! Verleugnen oder anderen die Schuld zuzuschieben bringt nichts. Du belügst dich damit nur selbst. Du kannst deine Schuldgefühle nur überwinden, wenn du dich selbst nicht aus deiner Verantwortung entlässt und diese umfänglich für das, was du getan oder unterlassen hast, übernimmst.  

4. Selbstwertgefühl aufbauen:

Hinterfrage deine Glaubenssätze und Überzeugungen und löse somit vergangene Belastungen und Verletzungen in dir auf. Die Lösung dieser Blockaden hilft dir in deiner Selbstwahrnehmung, um dich zukünftig zu stärken und besser wahrnehmen zu können und dadurch dein Selbstwertgefühl aufzuwerten. Ein stärkeres Selbstwertgefühl minimiert die Gefahr, dass du dir unbegründet Schuldgefühle machst. Denn du schätzt dich automatisch mehr wert, was auch dein Selbstbewusstsein unbewusst anhebt. Dies hilft dir dabei, zukünftige Situationen besser einschätzen zu können und somit Fehler zu vermeiden. Du lässt dich nicht mehr so leicht verunsichern und lernst, besser mit Fehlern und den daraus resultierenden Konsequenzen umzugehen. 

5. Wiedergutmachung anbieten:

Reue, eine ehrliche Entschuldigung bzw. Erklärung oder Ersatz für den angerichteten materiellen Schaden zu leisten führt zum einen dazu, Verantwortung für dein Handeln zu übernehmen und hilft dir zum anderen dabei, deine Schuldgefühle zu überwinden, wenn du bemerkst, dass dir dein Gegenüber womöglich vergibt. Wichtig ist hierbei, dass du tatsächlich ins Tun kommst! Dabei ist es egal, was du tust, Hauptsache du machst etwas. Damit zeigst du auch nach außen deine Bereitschaft, für deine Schuld gerade zu stehen. Dies hilft dir bei deiner Verarbeitung deiner Gefühle und kannst einen Schlussstrich unter deine Schuldgefühle setzen.

Fazit

Schuldgefühle haben gerade durch ihre für dich unangenehmen Emotionen die wichtige Funktion zu zeigen, dass du ein Mensch mit moralischen Werten bist, der sich an die sozialen Spielregeln halten möchte. Du gehörst also zu den Guten! Manchmal führen diese erlernten Werte jedoch zu innerlichen Blockaden, die ungesund sind und einer näheren Betrachtung bedürfen. Hierbei handelt es sich jedoch um einen langwierigen Prozess, der Zeit braucht. Es geht darum, deine Annahmen und Glaubenssätze zu hinterfragen und möglicherweise so umzustrukturieren, dass du mit ihnen besser, und selbstbestimmter leben kannst. Es werden neue Sichtweisen ausprobiert, aber du wirst auch lernen, das Gefühl von Schuld auszuhalten und zu akzeptieren. Auch sich selbst zu verzeihen und eine Form der Wiedergutmachung zu finden, erfordert Anstrengung, Mut und Geduld.

Befindest du dich auch in einem inneren Konflikt und findest keinen Weg hinaus, bieten wir dir in unserer Praxis mit unseren Coachings und therapeutischen Settings einen sicheren Raum in entspannter und wohlwollender Atmosphäre, um dir zu mehr Wohlbefinden und einem selbstbestimmten Leben zu verhelfen. Kontaktiere uns einfach!

Zu diesem Thema gibt es auch einen Beitrag auf unserem Instagram-Account.

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Mut zur Veränderung

Mut zur Veränderung – und warum es sich lohnt!

Mut zur Veränderung

Immer wieder erlebe ich bei Menschen um mich herum, dass über ein eintöniges Leben gejammert wird, der Job keinen Spaß macht bzw. zu stressig ist oder im Privatleben Stagnation eingetreten ist. Wenn ich dann frage, welche Situation derjenige denn gerne erreichen möchte, sprudeln mir ganz viele Ideen und Wünsche entgegen. Doch wenn ich dann sage „na dann mach es doch!“ werde ich oft mit leeren Augen angestarrt und ich sehe förmlich ein großes Fragezeichen im Gesicht der Personen. Mir wird dann bewusst, dass viele Menschen einfach nicht in der Lage sind oder sich nicht trauen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und an der IST-Situation etwas zu ändern. 

Dabei hat jeder von uns schon viele Veränderungen selber eingeleitet und gemeistert. In der Vergangenheit haben wir es uns schon häufig bewiesen, dass wir dazu fähig sind. Sei es der Auszug in die erste Wohnung oder das Gründen einer Familie. Aber auch täglich stattfindende Veränderungen, wie neue Freunde kennenlernen, neue Gerichte ausprobieren oder ein neues Hobby erlernen. Einige Veränderungen fallen leichter, einige brauchen jedoch Zeit und Mut.

Der Mensch will immer, dass alles anders wird, und gleichzeitig will er, dass alles beim Alten bleibt.

Paulo Coelho (brasilianischer Schriftsteller)

Paulo Coelho hat es meiner Meinung nach sehr treffend beschrieben. Oft warten wir darauf, dass sich etwas von selbst ändert oder andere Personen uns Entscheidungen abnehmen, nur damit wir selber nicht die Verantwortung für Veränderungen übernehmen müssen, die wir uns doch so sehr wünschen. 

Unsere Verhaltensmuster bestimmen unser Leben

Bereits kleinste Veränderungen fühlen sich einfach falsch an und führen bei vielen Menschen zu Unbehagen und dem Wunsch, alles wieder beim Alten belassen zu wollen. Probiere es einfach mal aus: Lege dich doch einfach einmal in deinem Bett auf die andere Bettseite oder mit dem Kopf ans Fußende. Achte dabei auf deinen Körper. Wie fühlt es sich an? Ungewohnt? Wahrscheinlich. Es braucht also nur wenig Fantasie, wie sich dann im Vergleich große Veränderungen wie ein Jobwechsel oder eine Veränderung in der Beziehung anfühlen mögen.  

Die gemütliche Komfortzone wird plötzlich verlassen. Denn in ihr fühlen wir uns mit unseren Gewohnheiten und regelmäßigen Abläufen sicher und geborgen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Mit seinen eingerichteten Routinen gestaltet er sein Leben einfacher und wir bewegen uns auf sicheren eingetretenen Pfaden, die uns Menschen Halt und Stabilität geben. Entscheidungen werden dabei unbewusst getroffen und so brauchen wir uns um viele Dinge keine Gedanken mehr zu machen. Das gibt uns ein gutes Gefühl. Allerdings verfallen wir dadurch in einen Trott, der nur schwer wieder zu verlassen ist. Und das bedeutet, dass uns unsere Verhaltensmuster fest im Griff haben.

Wenn wir immer das Gleiche tun, verändert sich nichts. Wir kennen oft die Gründe, weshalb wir uns unglücklich fühlen und unzufrieden sind. Doch das Wissen um diese Gründe hilft nur wenig, wenn wir den „Sprung ins kalte Wasser“ nicht wagen, um Veränderungen einleiten. Starr verharren wir in unserer IST-Situation, ohne wirklich etwas zu ändern und werden dadurch immer unzufriedener, schlimmstenfalls sogar depressiv. Unsere Unzufriedenheit hängt stark davon ab, wie sehr wir Dinge in unserem Leben loslassen können oder welche Werte in uns erfüllt sind. Befindest du dich jedoch in einer Sackgasse, wird sich deine Unzufriedenheit immer weiter ausbreiten und auch auf andere Bereiche übergreifen, wenn Du nicht anfängst, etwas dagegen zu unternehmen. Fühlst du eine ständige Unzufriedenheit, ist das ein Hinweis darauf, dass du in deinem Leben etwas ändern solltest. 

Oft fühlst du dich für eine Wandlung in deinem Leben nicht gut vorbereitet. Das liegt dann häufig an persönlichen Unsicherheiten und am fehlenden Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, um eine Veränderung durchzuziehen.

Hast du dir einmal folgende Fragen gestellt?

  • Ist dein Wille zur Veränderung groß genug, um die Anstrengungen und Unbequemlichkeiten der Veränderung in Kauf zu nehmen?
  • Hast du Angst, von deinen eigenen Erwartungen an eine Veränderung enttäuscht zu werden oder zu versagen?
  • Gibt es möglicherweise in dir eine innere Stimme, die dir häufig sagt: „Du kannst das nicht!“ oder „Du schaffst das nicht“?
  • Fällt es dir möglicherweise schwer, die Zeit aufzubringen, die Veränderungen in Angriff zu nehmen oder fehlen dir manchmal die nötige Konzentration und das Durchhaltevermögen?

Vielleicht hindern dich genau solche Gedanken daran, dass du keinen Umbruch wagen kannst. Aber nicht diese äußeren Zustände sind es, die uns unglücklicher werden lassen, sondern unsere Unfähigkeit, daran etwas zu ändern!

Veränderungen brauchen Zeit, Geduld und Mut

Veränderungen sind gut und wichtig für unsere Weiterentwicklung. Sie funktionieren jedoch nicht von jetzt auf gleich. Aus alten, bequemen Gewohnheiten auszubrechen erfordert viel Zeit, Geduld und vor allem Mut! Du wirst deinen inneren Schweinehund überwinden müssen, was auch immer wieder zu Rückschlägen führen wird. Es wird eine ganze Weile dauern, bis du neue Wege beschritten und diese in dein Leben integriert hast, denn dein Gehirn liebt die Bequemlichkeit und Sicherheit und hat Angst vor dem Ungewissen. Dein Gehirn muss überlistet werden, denn es achtet ständig darauf, Energie zu sparen. Neue Veränderungen führen zu starken neuronalen Erregungen, die den Energieverbrauch erhöhen. Und genau den möchte dein Gehirn gerne vermeiden und hindert dich daran, Veränderungen in Angriff zu nehmen.

Also sag deiner Wohlfühlzone den Kampf an, sei mutig und entscheide dich für ein Leben nach deinem Geschmack!

Wie schaffst du es, deine Komfortzone zu verlassen?

Ohne bestimmte Voraussetzungen und Änderungen wirst du dein gewünschtes Ergebnis nicht erreichen. Zuallererst musst du dich deinen Ängsten stellen. Denn wenn du es nicht tust, verharrst du weiter in deiner Komfortzone und es wird immer schwerer, aus ihr auszubrechen. Für jeden neuen Aufbruch benötigst du eine Motivation, die von innen kommt. Hinterfrage dich einmal: „Was heißt die Veränderung für mich und welche Auswirkungen entstehen dadurch? Wer werde ich sein, wenn ich die Person bin, die ich sein will?“ und versuche dir genau diese Person vor deinem inneren Auge vorzustellen. Außerdem brauchst du eine gehörige Portion Mut, den Schritt aus deiner Zone zu wagen. Springst du über deinen eigenen Schatten verlieren deine Ängste an Macht. Das erfordert jedoch viel Übung und Durchhaltevermögen. Es ist wie beim Sport: je mehr und öfter du übst, desto mehr Power und Ausdauer trainierst du dir an! Und das führt zu einem Fortschritt in deinem Leben!

Tipps, um Mut zu fassen:

1. Hinterfrage deine Motivation: 

Will ich glücklich sein und mich der Herausforderung stellen, mein Leben zu verändern? Oder will ich lieber unglücklich bleiben und in meiner Wohlfühlzone verharren?

Halte dir immer wieder vor Augen, warum Du Dich für eine Veränderung entschieden hast und welche Vorteile sie Dir langfristig bringen wird. Du brauchst eine klare Entscheidung und den Willen loszulassen. 

2. Ziele setzen, aber bitte in kleinen Schritten:

Beginne damit, dir ein Ziel zu setzen, indem du dir vorstellst, wie dein Leben in einem Jahr aussehen könnte. Versuche deine Vorsätze aber in kleinen, realistischen Schritten anzugehen und nicht zu hohe Ziele zu setzen, denn sonst könntest du schnell wieder deine Motivation verlieren.

Frage dich: was will ich ändern? Was sind die Gründe für eine Veränderung? Was sind meine konkreten Ziele? 

Je konkreter du deine Ziele vor Augen hast, desto energischer kannst du sie verfolgen.

3. Lass dir Zeit und gib nicht auf:

Bei den meisten Veränderungen handelt es sich um einen Prozess, der manchmal Jahre dauern kann. Zuerst beginnt eine Veränderung im Kopf, dann entsteht ein Plan mit einem Ziel und dann folgt die Umsetzung. Dies bedeutet jedoch, dass ein langer Weg vor dir liegt, der viel Disziplin und Ausdauer erfordert.

Das Wichtigste ist deshalb nicht aufzugeben und deine Fortschritte genau und wohlwollend zu beobachten.  

4. Visualisiere, was du bereits gemeistert hast:

Mache dir bewusst, welche schwierigen Situationen oder Krisen du bisher in deiner Vergangenheit gemeistert hast. Es hilft dir zu erkennen, welche Stärke und Ressourcen eigentlich tatsächlich in dir stecken, die du aktivieren kannst, um deine jetzige Situation zu verändern.

Schreibe sie dir auf ein Blatt Papier und hänge sie an einer Stelle in deiner Wohnung auf, an der du täglich vorbeikommst (z.B. der Badezimmerspiegel, Kühlschrank, o.ä.).

5. Sei ehrlich zu dir selbst:

Es bringt nichts, Probleme zu ignorieren oder zu verleugnen. Sie werden immer wieder ans Tageslicht kommen und dich belasten, wenn du sie nicht löst. Klar, es wird dich viel Mut und Kraft kosten, aber letztlich wird es dich nur stärker machen.

6. Belohne dich:

Gönne dir Balsam für die Seele, wenn du Teilschritte auf dem Weg zu deinem Ziel erreicht hast. Gehe zum Beispiel mit Freunden Essen, kaufe dir etwas Schönes oder entspanne mit einem guten Buch in der Badewanne. Damit belohnst du dich für deine gemeisterten Anstrengungen und Herausforderungen, die du bisher geleistet hast.

7. Du darfst scheitern: 

Rückfälle in alte Verhaltensmuster sind völlig normal. Es wird immer mal wieder Phasen geben, in denen du einfach keine Energie hast, um dich zu motivieren, deine Ziele weiter zu verfolgen. Du kannst diese Rückfälle dazu nutzen und dich hinterfragen, warum du wieder in alte Verhaltensmuster zurückgefallen bist und was dir fehlt, um weiterzumachen. Oft ergeben sich daraus neue Strategien, um weiterzumachen. So lernst du aus deinen Fehlern und sammelst Erfahrungen. Du kannst nicht von Anfang an alles perfekt machen. Erlaube dir zu scheitern und lerne daraus. Es wird besser werden!

8. Dein Körper als Ressource:

Deine Körperhaltung beeinflusst deine Gefühle. Gib ihnen einen körperlichen Ausdruck, indem du deinen Mut zu Veränderung mit Gesten oder Haltungsänderung ausdrückst (z.B. straffe Schultern, aufrechte Körperhaltung, usw.) Das Gehirn verknüpft mit diesen Bewegungen die damit verbundenen Emotionen oder Fähigkeiten und macht sie dadurch für dich spürbar. 

9. Suche dir Unterstützung

Veränderung können sehr beängstigend sein und viele Gefühle in dir hervorrufen, die du zu bewältigen hast. Manchmal sind von deiner Veränderung auch weitere Personen betroffen, die ebenfalls Unterstützung benötigen. Mit Unterstützung von außen ist es oft einfacher. Sei es von Freunden, Familienmitgliedern oder manchmal auch von Coaches.

Auch wir stehen dir gerne mit unserem geballten Wissen und einem offenen Ohr zur Seite, falls du eine Veränderung in deinem Leben anstrebst. 

Hab den Mut uns anzusprechen, dann ist der erste Schritt zu einem erfüllten Leben getan!

Deine Mel


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Gefühle

Was meine Gefühle mir sagen wollen

Gefühle

In vielen meiner Seminare, an denen ich teilgenommen habe oder auch in Psychotherapien heißt es immer wieder, dass man besser auf sich achtgeben solle und lernen darf, die eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen.

Doch was bedeutet das überhaupt?

Unser Körper zeigt uns durch unterschiedliche Signale an, was er gerade braucht. Wir müssen nur verstehen lernen, was uns unser Körper sagen will. Aber irgendwie haben wir das Gespür für uns selbst verloren.  Doch wie schaffen wir es, das Gefühl zu uns selbst zurückzugewinnen? Der beste Wegweiser ist das eigene Gefühl. Unsere Gefühle tragen wir immer mit uns, egal wo wir sind. Auf sie ist immer Verlass, wenn wir uns trauen würden, auf sie zu hören und uns eingestehen, was wir gerade fühlen. Leider fällt uns das oft schwer. Um herauszufinden, woran das liegt, müssen wir uns auf die Suche nach möglichen Auslösern begeben, wenn es uns nicht so gut geht.

Fragen wie:

  • Warum genau geht es mir gerade nicht gut? 
  • Gab es ein bestimmtes Ereignis, ein Verhalten, eine Äußerung von jemandem, weshalb ich mich gerade nicht gut fühle?
  • Womit hat mein ungutes Gefühl angefangen?
  • Wie fühle ich mich gerade körperlich?

helfen dabei, mögliche Auslöser für unsere Gefühle zu finden. Das bedeutet, dass wir unseren Gefühlen wieder mehr Aufmerksamkeit schenken müssen. 

Warum sind unsere Gefühle so wichtig?

Biologisch gesehen sind unsere Gefühle komplexe Verhaltensmuster, die sich im Laufe der Evolution herausgebildet haben. Sie helfen uns, uns im Alltag orientieren zu können. Oft treffen wir Entscheidungen „aus dem Bauch“ heraus, auch wenn uns das gar nicht so bewusst ist. Unsere Gefühle sind ein wichtiges Bewertungssystem, das uns zeigt, wie ein Auslöser auf uns wirkt. Sie sagen uns, ob wir uns physisch oder psychisch gerade im „grünen Bereich“ befinden, oder ob wir etwas für uns tun sollten. Unsere Gefühle steuern unsere Aufmerksamkeit und haben eine große Wirkung auf unser Handeln. Sie koordinieren unsere verschiedenen biologischen Systeme in unserem Körper, beispielsweise unser Herz-Kreislaufsystem, unseren Hormonhaushalt oder unser Muskelsystem, einschließlich der Gesichtsmimik. Jede Erfahrung, die wir in unserem Leben machen, wird im Gehirn mit dem entsprechenden Gefühl verknüpft, das wir in dieser Situation empfinden. So wird jedes Erleben Teil unserer Lebenserfahrung. Unsere Gefühle sind überlebenswichtig, denn sie signalisieren uns, wenn wir in Gefahr sind. Das bedeutet dann, dass Bedürfnisse in uns nicht erfüllt sind. 

Unsere Gedanken, Gefühle und unser Körper sind untrennbar miteinander verbunden. Gedanken und Gefühle finden in unserem Körper ihren Ausdruck. Glaubt zum Beispiel jemand nicht an sich, lässt er die Schultern hängen und hat eine gebeugte Haltung. Andersherum gehen körperliche Zustände auch mit unterschiedlichen Gefühlen einher. Verändern wir beispielsweise unsere Körperhaltung, führt das auch zu einer Änderung unserer aktuellen Stimmung. Jedes Gefühl geht also immer mit einer körperlichen Reaktion einher. Je intensiver die Gefühlsregung ist, umso deutlicher reagieren wir. Daher ist es wichtig, unsere Gefühle wahrzunehmen, was bedeutet, sie im Körper zu lokalisieren und zu erspüren.Drücken wir unsere Gefühle allzu oft weg kann uns das krank machen. Wer also seine Gefühle wahrnimmt und ihnen Ausdruck verleiht sorgt gut für sich und seine Gesundheit.

Vielen Menschen fällt es allerdings schwer, die eigenen Gefühle zu spüren. Da kann es helfen, wenn du dich fragst:

  • Wo befindet sich mein Körper gerade?
  • Spüre ich den Untergrund, auf dem ich mich gerade befinde?
  • Wie fließt mein Atem? Atme ich in den Bauch oder in die Brust?
  • Was spüre ich gerade in meinem Körper (Verspannung, Schmerzen, Wärme, Kälte, Zittern, …)? 
  • Wo spüre ich es gerade?

Diese Übung kannst du so lange wiederholen, bis du ein Gespür für deinen Körper entwickelst. Dein Körper wird dir eine Rückmeldung geben, wie er sich fühlt. Achte einmal darauf, wie es sich anfühlt, wenn es dir gut geht. Fühlt sich dein Körper dann zum Beispiel aufgerichtet, weit, leicht oder weich an? Spürst du aber eher eine Härte, Enge, Schwere oder Kraftlosigkeit, dann gibt es etwas, das dir gerade nicht gut tut. Gefühle und emotionale Zustände sind immer im Körper wahrnehmbar. 

Unsere Hauptemotionen kannst du hier im Körper wahrnehmen:

Schamerhöhte Aktivität im Kopf und Brust-/Bauchbereich (Schamesröte treibt das Blut in die Wangen)
abgeschwächte Aktivität in den Beinen 
Ärger/Wut spürt man im gesamte Kopf-/Brustbereich und in den Armen 
Angstspürbar im Kopf-/Oberkörperbereich und den Händen 
Trauerinnerliche Kälte im Brustbereich und den Extremitäten 
Freudeeine Wärme ist im gesamten Körper spürbar 
OhnmachtKältegefühl in Armen und Beinen 

Solltest du eines dieser Gefühle an dir bemerken, machen sich deine Bedürfnisse in dir bemerkbar. Denn der Ausdruck deiner Gefühle ist eigentlich ein Ausdruck dessen, was du gerade brauchst.

Wie sich psychische Bedürfnisse auf deine Gefühle auswirken

Ein Bedürfnis ist eine Mangelempfindung gepaart mit dem Wunsch, diese Empfindung zu beseitigen. Dein Körper sowie deine Psyche haben bestimmte Bedürfnisse. Das heißt, dass es für bestimmte Dinge einen Bedarf gibt, damit dein Körper und deine Psyche ausreichend versorgt sind. Werden diese Bedürfnisse langfristig nicht gestillt, führt das zu Unzufriedenheit. Deine Gefühle geben dir Informationen darüber, was das gerade für Bedürfnisse sind. Hast du ein Bedürfnis, schafft dein Körper ein entsprechendes Gefühl dazu, das wiederum dein Verhalten beeinflusst, um dieses Bedürfnis zu stillen.

Psychische Bedürfnisse erzeugen Gefühle bei dir, um diesen Ausdruck zu verleihen und dich entsprechend zum Handeln zu bewegen. Fühlen wir uns gut, sind alle Bedürfnisse erfüllt. Negative Gefühle entstehen, wenn unsere Bedürfnisse nicht erfüllt sind.

Gefühle, wenn deine Bedürfnisse erfüllt sind:

  • Begierde
  • Harmonie
  • Vertrautheit
  • begeistert
  • frei
  • entspannt
  • gut gelaunt
  • motiviert
  • tatenhungrig
  • offen …

Gefühle, wenn deine Bedürfnisse nicht erfüllt sind:

  • Abneigung
  • Vorsicht
  • Ekel
  • einsam, 
  • unentspannt
  • gelangweilt
  • besorgt
  • verwirrt
  • erschöpft
  • ungeborgen … 

Dies ist nur eine unvollständige Aufzählung. 

Oft haben wir leider keinen leichten Zugang zu unseren Bedürfnissen, weil sie immer wieder von uns wichtigen Menschen nicht wahrgenommen und bestätigt worden sind. Somit haben wir erlernt, dass wir Bedürfnisse nicht haben dürfen. Wir können nur dann Verantwortung für die Erfüllung unserer Bedürfnisse übernehmen, wenn wir lernen, sie wahrzunehmen. 

Wenn du eines der folgenden Gefühle an dir bemerkst, sind wahrscheinlich nebenstehende Bedürfnisse nicht gestillt:

Schamverbunden sein
dazu gehören
Ärger/Wut selbstbestimmt sein
Gerechtigkeit
AngstSicherheit 
TrauerAlle Bedürfnisse 
Einsamkeitverbunden sein
dazu gehören 
Schuldverbunden sein
dazu gehören
GleichgültigkeitEntwicklung
Abwechslung
Hoffnungslosigkeitwirksam sein
alle Bedürfnisse
Unzufriedenheitalle Bedürfnisse 
Frustwirksam sein
alle Bedürfnisse
Ohnmachtwirksam sein
alle Bedürfnisse

Empfindest du Freude, sind alle deine Bedürfnisse gestillt!

Welche Bedürfnisse hast du? Welche Bedürfnisse sind dir wichtig? Findest du vielleicht nicht den richtigen Zugang zu deinen Bedürfnissen oder Gefühlen?

Unser Coaching-Angebot unterstützt dich in deinem Weg herauszufinden, wo du gerade feststeckst und wie du wieder herausfindest. Wir unterstützen dich dabei, mit deinen unangenehmen Gefühlen umzugehen und in Zukunft auf deine Bedürfnisse zu achten. 

Deine Mel


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Resilienz stärken

Resilienz – die Widerstandskraft unserer Psyche

Resilienz stärken

Der Begriff Resilienz ist inzwischen verstärkt in Ratgebern und Zeitschriften zu finden. Gemeinhin bezeichnet man als Resilienz eine psychische Widerstandskraft, die uns hilft, schwierige Zeiten und Situationen im Leben relativ schadensfrei zu überstehen. Menschen mit einer hohen Resilienz erleben genauso wie andere Menschen Krisen, Verluste und Rückschläge – können damit aber in der Regel besser umgehen und verharren deutlich kürzer in einem Tief. Resilienz ist also notwendig, um psychisch gesund zu bleiben, dem Stress zu trotzen, das eigene Leben mit allen Höhen und Tiefen erfolgreich zu meistern und keine Folgeschäden durch belastende oder traumatisierende Erlebnisse davonzutragen.

Dabei muss man inzwischen aufpassen, Resilienz nicht als Allheilmittel zu verstehen! Es geht nicht darum, die eigene Psyche so zu pimpen, dass man allen Belastungen trotzt und dem Burn-Out entkommt – auch resiliente Menschen brauchen von Zeit zu Zeit eine Verschnaufpause. Selbstfürsorge ist etwas, was Menschen mit hoher Resilienz unter anderem auch auszeichnet. 

Wann ist ein Mensch resilient?

Resilienz ist keine Persönlichkeitseigenschaft, sondern kann über die gesamte Lebensspanne erlernt und trainiert werden. Sie ist aber keineswegs in allen Lebensbereichen gleich stark ausgeprägt. So können Menschen im beruflichen Umfeld zum Beispiel unerschütterlich, dafür aber in der Familie gar nicht belastbar sein. Resiliente Menschen weisen auch trotz schwieriger Lebensumstände keine psychischen Beeinträchtigungen auf. Resilienz ist so zu sagen die Fähigkeit eines Menschen negative Situationen zu bewältigen. Menschen mit einer hohen Resilienz sind in der Lage ihre negativen Emotionen wahrzunehmen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen und sie erfolgreich in positive Emotionen zu wandeln. Sie können ihre Impulse kontrollieren und verfolgen Ziele konsequent. Sie vermeiden die Wiederholung von Fehlern, indem sie Misserfolge genau analysieren und somit vermeiden, ihre Ressourcen zu verschwenden. Sie sind optimistisch, ohne sich selbst zu täuschen oder sich Illusionen zu machen. Resiliente Menschen sind empathisch und in der Lage zu erkennen, wann ein Ziel möglicherweise neu definiert werden sollte. Außerdem besitzen sie eine hohe Selbstwirksamkeitsüberzeugung – das heißt, dass diese Menschen davon überzeugt sind, dass sie alle Kompetenzen besitzen, um schwierige Situationen zu überstehen oder auch Handlungen erfolgreich auszuführen. Sie glauben nicht an Glück, sondern wissen, dass sie selbst etwas bewirken können. 

Die Wissenschaft kennt verschieden Schutzfaktoren, die Resilienz begünstigen und fördern. Dazu gehören zum Bespiel eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung aber auch eine positive Selbstwahrnehmung, enge Beziehungen zur Familie sowie gute Freunde, die einen unterstützen. Und positive Gefühle! Dabei geht es nicht darum, ausschließlich oder dauerhaft positive Gefühle zu empfinden, sondern um eine gewisse Regelmäßigkeit und Intensität. 

Eine Krise kann ein produktiver Zustand sein. Man muss ihm nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.

Max Frisch

Wie kann man Resilienz lernen oder trainieren?

Die Resilienzforschung steckt noch in den Kinderschuhen. Allerdings gibt es inzwischen Erkenntnisse, auf denen aufgebaut werden kann. Resilienz ist eine unerlässliche und wichtige Ressource für uns Menschen. Umso wichtiger ist es also, sie regelmäßig zu trainieren. Und das ist kein Hexenwerk – braucht aber Zeit! Genauso wie wir unsere Muskeln und unsere Kondition mit Sport trainieren können, können wir unsere Psyche und somit auch unsere Resilienz trainieren.

  1. Hinterfrage Deine Bewertungen bestimmter Situationen
  2. Lerne negative Assoziationen zu verändern
  3. Akzeptiere den Fluss und Wandel des Lebens
  4. Betrachte Krisen nicht als Probleme, sondern als Herausforderungen, für die es Lösungen gibt
  5. Glaube an Dich und Deine Ziele
  6. Denke positiv über Dich
  7. Triff aktiv Entscheidungen und begib Dich nicht in die Opferrolle
  8. Pflege Dein soziales Netzwerk
  9. Mach Dir bewusst, wie stark Du bist! Wie hast Du Krisen in der Vergangenheit gemeistert?
  10. Sieh Niederlagen und Fehler als etwas, woraus Du lernen kannst
  11. Schreib Dir alles regelmäßig von der Seele 

Auch die intensive Persönlichkeitsarbeit stärkt Deine Resilienz. Wir bieten Dir hierzu individuelle Coachings und unsere innovative Online-Academy an. 

Deine Vio


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Toxische Positivität

Toxische Positivität – Warum nicht immer alles rosarot ist!

Wo viel Licht ist, ist starker Schatten.

Johann Wolfgang von Goethe

Schon Goethe ließ uns damit wissen, dass das Leben nicht immer nur Sonnenschein für uns bereithält. In meinem Blogbeitrag „Auf der Suche nach dem ewigen Glück“ habe ich die Positiv-Denken Szene bereits kurz thematisiert. Inzwischen warnen Psychologen bereits vor dem Phänomen der toxischen Positivität. In diesem Beitrag will ich noch einmal etwas genauer darauf eingehen, wann Positivität toxisch werden kann.

Egal, wie sehr Du Dich bemühst, negative Gefühle und Gedanken gehören zu Deinem Dasein dazu. Sie zuzulassen und Dich mit ihnen auseinanderzusetzen ist für Deine psychische und physische Gesundheit unerlässlich! Kein Mensch kann auf Dauer seine negativen Gefühle und Gedanken ignorieren ohne sich selbst zu schädigen. Sprüche wie „Good vibes only“ und „Only positive thoughts“ halten sich hartnäckig in der Coaching-Szene und begegnen einem nahezu täglich. Bei mir haben sie früher immer ein schlechtes Gewissen verursacht, weil ich nicht 24/7 positiv denken und fühlen konnte. Es ging sogar soweit, dass ich immerzu befürchtete, meine Manifestationsübungen komplett in die Tonne zu hauen, wenn sich da auch nur ein negativer Gedanke oder Zweifel einschlich. Bis ich mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen begann und begriff, dass das Leben an der ein oder anderen Stelle einfach zu turbulent ist, um alles immer positiv zu sehen. Und schließlich gehören die negativen und traurigen Momente zum Leben dazu. Es ist nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen.

Warum auch unsere Schattenseiten gut und richtig sind

Toxische Positivität

Jeder kennt sie und jeder hat sie – die eigenen Schattenseiten. Dinge, die im Leben gerade nicht gut laufen oder auch Eigenschaften, die Du an Dir nicht besonders oder gar nicht magst und trotzdem nicht ablegen kannst. Manche Menschen gehen sogar noch weiter und lehnen strikt alles ab, was in irgendeiner Weise negative Energie in ihr Leben bringen könnte. Sie sind davon überzeugt, dass ihnen allein die positive Einstellung ein glückliches, erfolgreiches und zufriedenes Leben beschert. Ist dem wirklich so und wie sinnvoll ist es, negative Dinge konsequent zu ignorieren und einfach auszublenden? Im Hinblick auf Deine Weiterentwicklung, Dein persönliches Wachstum, Deinen Erfolg und vor allem Deine psychische Gesundheit – überhaupt nicht! Es gehört zur Entwicklung Deiner Persönlichkeit dazu, Dich auch Deinen Schattenseiten im Leben zu stellen, sie anzuschauen. Nur wenn Du Dir ihrer bewusst bist, kannst Du sie integrieren und zu einem nützlichen Teil Deiner Persönlichkeit machen. Wenn Du Deine negativen Gefühle, Gedanken und Eigenschaften hinterfragst und ihnen offen und ehrlich begegnest, lernst Du sehr viel über Deine wahren Bedürfnisse und Ängste! 

Was denn nun? Positivität oder Negativität?

Die Antwort lautet hier ganz klar: Beides! Die Dosis macht das Gift und es gilt hier ein gesundes Gleichgewicht zu finden. Das bedeutet im Klartext, sich nicht in negativen Gedanken und Gefühlen sowie Selbstzweifeln oder -hass zu verlieren. Es bedeutet aber auch, nicht ständig die Augen davor zu verschließen und sich das Leben im wahrsten Sinne des Wortes schön zu affirmieren. Alles was im Übermaß und mit einem starren Fokus geschieht, ist nicht hilfreich, sondern schadet nur. Toxische Positivität ist zudem sehr oberflächlich. Sie lässt keine Tiefe und Sinnhaftigkeit zu. Im Grunde ist sie ein Kind der Social Media-Kultur – schön, oberflächlich und unaufgeregt. Eine gesunde positive Grundeinstellung gepaart mit Dankbarkeit hingegen wirkt erwiesenermaßen durchaus Resilienz stärkend und somit gesundheitsfördernd für unsere Psyche. Sie sorgt zudem dafür, dass Du Krisen besser überstehst. Kann Dich aber eben auch nicht immer davor bewahren.  Denn manchmal ist es einfach, wie es ist. Dann hilft auch kein krampfhaftes positiv Denken, sondern Du musst ins Tun kommen. Die Hände in den Schoß zu legen und sich das leere Bankkonto oder den blöden Kollegen schön zu reden, bringt Dich nicht weiter! Hinterfragen, nach Lösungen suchen, positiv in die Zukunft zu schauen und zu handeln aber schon! Positives Denken ist gerade im therapeutischen und beratenden Kontext eine wichtige Komponente, aber eben nicht ausschließlich. 

Auf dem Instagram-Profil von Paulo Coehlo sah ich kürzlich folgendes Posting:

Zu Deutsch: „Du kannst eine freundliche Person mit einem guten Herzen sein und Menschen trotzdem sagen, dass sie sich ver***** sollen, wenn es notwendig ist.“ 

Die Kommentare unter dem Posting waren teilweise gefüllt von toxischer Positivität! Wenn jemand ein Arschloch ist, ist er eins. Punkt. Das muss man sich nicht in den schönsten Farben positiv denken. Sicher kann und sollte man Situationen hinterfragen, die einen triggern, aber manchmal gibt es eben auch nichts zu erkennen. Dann darfst Du Dich darüber ärgern und Deiner Wut Luft machen. Und anschließend darfst Du Dich genauso wieder etwas Positivem zuwenden. 

Welche Folgen kann toxische Positivität haben?

  • Kann zu Selbstoptimierungswahn führen
  • Kann Angst vor negativen Gefühlen, Gedanken und Einflüssen fördern
  • Kann krankhaften Perfektionismus verstärken 
  • Kann durch den Druck immer positiv sein zu müssen Zweifel, Unsicherheiten und Unzulänglichkeitsgefühle verursachen
    • Warum habe nur ich negative Gedanken? Alle anderen sind immer so positiv!
    • Bin ich überhaupt gut genug?
    • Ich bin nicht positiv genug!
    • Ich darf nicht negativ denken!

Lass Dich nicht verrückt machen. Schau unbedingt kritisch auf das, was Dir täglich vor allem in den Sozialen Medien an Positivität präsentiert wird. Du bist keine Maschine, die Gedanken und Gefühle einfach abstellen kann. Dieses Ideal ist unerreichbar. Sei einfach Mensch mit all Deinen Facetten und einem gesunden Mindset!

Viele Tools der Persönlichkeitsentwicklung betonen die Wichtigkeit der richtigen Geisteshaltung (Mindset) und das ist auch nicht von der Hand zu weisen, denn Deine Gedanken und Gefühle beeinflussen Deine Handlungen. Auch wirst Du Unterschiede in den Lehren erkennen können. Ein guter Mentor wird Dir immer aufzeigen, wie wichtig es ist, Dich mit den negativen Dingen ebenso auseinanderzusetzen. Auch meine Arbeit verbindet den positiven mit dem negativen Pol. Das vermittle ich sowohl in meinen Coachings als auch in meiner Academy. 

Deine Vio


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Mel

Mein Weg zu MIR (meine sehr persönliche Geschichte)

Vor ein paar Tagen postete ich auf unserem Instagram Account den Spruch „Oft erkennst du erst am Ende eines Weges, warum du ihn gehen musstest“. Als ich mich damit auseinandersetzte merkte ich, dass es etwas mit mir machte und erkannte: Es ist meine Geschichte. Und deshalb habe ich mich entschlossen, sie aufzuschreiben.

Depressionen, Burnout? Ich doch nicht!

Mels persönliche Geschichte

Mein Weg endete vor ca. 6 Jahren in der Praxis meiner Frauenärztin, als sie den für mich entscheidenden Satz zu mir sagte: „Sie sehen nicht gut aus.“. Daraufhin brach ich in ihrem Sprechzimmer zusammen und erzählte ihr meine Geschichte, die ich bis zu diesem Zeitpunkt niemandem erzählt hatte, nicht einmal meiner Familie oder besten Freundin. Ohne ins Detail gehen zu wollen handelt die Geschichte davon, dass ich über mehrere Jahre in meinem Beruf immer unzufriedener wurde. Ich konnte nicht sagen, woran es lag. Ich habe nichts hinterfragt, auch mich selbst nicht. Jede neue Aufgabe, die mein Chef mir gab, nahm ich an, obwohl ich bereits genug zu tun hatte. Ich sagte immer „Ja“, nie „Nein“. Obwohl – oder vielleicht auch gerade weil – ich zu meinem Chef ein sehr gutes Verhältnis hatte, habe ich es nicht über mich gebracht, seine Aufgaben abzulehnen. Ich konnte ihm und auch mir gegenüber doch nicht zugeben, dass ich überfordert war. Allerdings war es mir zu diesem Zeitpunkt als solches nicht einmal bewusst. Ich hatte Angst, dass man schlecht über mich denkt, wenn ich „Nein“ sage. Es kam für mich auch einfach gar nicht in Frage, eine Bitte eines Vorgesetzen abzulehnen. 

Ich machte weiter und merkte, dass ich über die Jahre immer kränker wurde und auch immer längere Fehlzeiten aufwies. Ich hatte Mühe, morgens aus dem Bett zu steigen, war ständig müde, weil ich schlecht schlief. Nachts kreisten die Gedanken um die Arbeit. Teile meiner Arbeit blieben liegen, weil ich sie tatsächlich nicht schaffte. Mein innerer Druck wuchs, dadurch auch meine Erkrankungen. Der vorläufige Schlusspunkt war eine chronische Sehnenentzündung im Ellenbogen, die mich monatelang außer Gefecht setzte. Egal, welche Therapie ich machte, nichts half. Mein damaliger Physiotherapeut äußerte mir gegenüber einmal den Verdacht, dass meine chronischen Schmerzen vielleicht psychische Ursachen haben könnten. Diesen Gedanken tat ich als abwegig ab. Ich hatte von psychischen Erkrankungen gehört, aber doch nicht ich! Um es vorweg zu nehmen: Damals hatte er Recht! Heute bin ich beschwerdefrei. Es gab Menschen in meinem Umfeld, die mir sagten, dass ich mich verändert hätte. Auch das nahm ich nicht ernst. Ich merkte nicht, dass ich immer ruhiger wurde. Mir fehlte der Antrieb, hatte keine Lust mehr, mich mit Freunden zu treffen. Einerseits freute ich mich auf eine Verabredung, aber dann sagte ich sie kurz vorher aus irgendeinem fadenscheinigen Grund doch wieder ab, weil ich mich nicht aufraffen konnte. Ich wollte einfach in Ruhe gelassen werden. Meine Lustlosigkeit führte ich auf den Stress im Job zurück. Als es dann noch Ärger im Job und mit Kollegen gab, die mich schlecht behandelten, wuchs mein innerer Druck immer weiter, bis er sich bei meiner Frauenärztin schließlich Bahn brach.

Sie machte den Vorschlag, wenn ich dazu bereit wäre, einen stationären Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik in Betracht zu ziehen. An diesem Tag in ihrer Praxis wurde mir erstmals bewusst, dass ich Hilfe brauchte und nahm ihren Vorschlag sofort an. 

Ich nahm Hilfe an und wuchs daran

Acht Wochen verbrachte ich in dieser Klinik. Acht schwere und schmerzliche Wochen. Acht Wochen des sich Wehrens, am Boden sein, des Erkennens und des Auferstehens. Es war eine Zeit, in der ich völlig in mich zusammenfiel. Mir wurde vor Augen geführt, dass ich bisher ein Leben geführt hatte, das ich so in dieser Art gar nicht führen wollte. Ich erkannte, dass ich mich selbst gar nicht kannte, keine Liebe und Verständnis für mich übrig hatte. 45 Jahre meines Lebens! Ich habe meinen Burnout und meine Depression nicht gesehen. Nun durfte ich lernen, dass ich an einer psychischen Erkrankung litt. ICH! Die immer lachte, nach außen immer fröhlich war, immer mit einem Spruch auf den Lippen. Ich, die immer gerne für andere da war, nur eben für mich selbst nicht. 

In diesen acht Wochen lernte ich sehr viel über mich selbst. Ich lernte tatsächlich MICH das erste Mal in meinem Leben kennen! Warum ich so bin, wie ich bin. Jeder verdammte schmerzhafte Tag in der Klinik brachte meinen Weg zu mir ein Stück näher. Ich lernte, dass ich das Recht habe „Nein“ sagen zu dürfen und dass es das Problem meines Gegenübers ist, wenn er mit meiner Ablehnung nicht zurechtkommt. Ein „Nein“ bedeutet ein „Ja“ zu mir. Ein langer Prozess führte mich dazu zu erkennen, dass ich mehr Zeit und Raum für mich beanspruchen darf und mehr für mich sorgen sollte, als ständig um das Wohl anderer besorgt zu sein. In der Zeit meines Klinikaufenthalts begann ein Veränderungsprozess in mir, von dem ich nicht wusste, wohin er mich führen wird. Schon bevor ich in die Klinik ging, gab es Probleme in meiner Ehe. Mein Mann hatte damals große Angst, dass ich in der Klinik einer „Gehirnwäsche“ unterzogen werde und sein und unser Leben durcheinanderbringen könnte. 

Tatsächlich begann für uns nach meinem Aufenthalt eine schwierige Zeit. Denn durch meine Veränderungen, die ich ja nun auch in meinen Alltag integrieren musste und wollte, fand auch eine Veränderung in meinem Umfeld statt. Mein Mann hatte anfangs Probleme damit, dass ich nun plötzlich auch einmal „Nein“ sagte oder ich mir Zeit für mich herausnahm. Er nannte mich eine Egoistin. Er kannte es ja nicht anders. Doch durch die Zeit in der Klinik habe ich gelernt, mit solchen Reaktionen umzugehen. Dadurch, dass ich standhaft blieb und merkte, dass mich seine Anschuldigung nicht störte, bemerkte ich eine bereits vorhandene Stärke in mir, die es vorher nicht gab. Mir wurde klar, dass er selbst Angst vor Veränderungen hatte. In der Klinik lernte ich sehr viel über andere Menschen und deren Bedürfnisse und Beweggründe. So konnte ich die Ängste meines Mannes besser nachvollziehen und fühlte mich nicht angegriffen. Tatsächlich sind wir beide gestärkt aus meiner Krise herausgegangen, jeder für sich, aber auch gemeinsam als Paar und Familie. Allerdings habe ich in dieser Zeit auch Menschen verloren, die mit meiner Veränderung nicht umgehen konnten und sich mein altes Ego zurück wünschten und sich daraufhin abwendeten. Das war sehr schwer für mich zu verstehen. Aber auch das durchzustehen hat mich nur darin bestärkt, dass ich auf meinem richtigen Weg zu mir selbst bin.

Meine Therapeutin in der Klinik hatte mir schon damals prophezeit, wohin mein Weg für mich einmal gehen wird. Und wenn ich mich jetzt so betrachte, muss ich sagen, dass sie Recht hatte und MICH schon damals gesehen hat, bevor ich mich selbst gesehen habe. Ich fühle mich wohl auf meinem neuen Weg, auf dem ich viel Neues erlernen und kennenlernen durfte und darf. Ich habe tolle neue Leute kennengelernt, die mein Leben bereichern und diesen Weg mit mir gehen und mich dabei unterstützen. Noch kann ich nicht sagen, dass ich angekommen bin, aber es fühlt sich richtig an, diesen neuen Weg zu erkunden.

Ich bin dankbar

Es mag sich für den einen oder anderen vielleicht merkwürdig anhören, aber ich bin dankbar für diesen harten und steinigen Weg, den ich gehen durfte. Ich bin auch dankbar für die Menschen, die mich bis zu dieser Mauer begleitet haben und umgekehrt sind und für die, die mich auch weiterhin begleiten werden. Mein Weg führte mich an eine Mauer. Diese Mauer war ich selbst! Ich hätte diese Mauer ignorieren, durchbrechen und den eingeschlagenen Weg weitergehen können. Sie zwang mich stehen zu bleiben und zu reflektieren, wohin ich zukünftig gehen möchte. Ich habe mich entschlossen, neue Pfade zu betreten und damit einen neuen Weg einzuschlagen. Jetzt habe ich erkannt, warum mich mein Weg bis zu dieser Mauer geführt hat. Es ist gut, dass sie da steht und stehen bleiben wird, denn sie ist ein wichtiger, wegweisender Teil von mir. Nun gehe ich aber neue Wege und werde irgendwann, ganz sicher, komplett bei mir angekommen sein. Vielleicht wird es auch weitere Mauern geben, die mich zum Umlenken bringen, bis ich da angekommen bin, wo ich hin möchte.

Mit meiner Geschichte möchte ich Mut machen, sich Unterstützung zu suchen, wenn man an seiner eigenen persönlichen Mauer steht. Ob nun in Form einer psychotherapeutischen Sitzung, eines Coachings oder auch eines Gesprächs unter Freunden. Ich wäre ohne professionelle Unterstützung nicht dort, wo ich jetzt bin. Ich habe mich jemandem anvertraut. Manchmal ist die Unterstützung durch andere der erste Schritt auf einem neuen Weg zu dir selbst. 

Und ich möchte Mut machen keine Angst vor Veränderungen zu haben. Veränderung heißt loslassen und ist der Beginn von etwas Neuem. Veränderung bedeutet Leben. Ich habe mich verändert und habe mein Leben und mich neu entdeckt. Für meinen Mut bin ich mir unendlich dankbar!

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