Midlife-Crisis

Midlife Crisis – wie die Lebensmitte nicht in die Krise führt

Auch aus dem deutschen Sprachgebrauch ist der Begriff inzwischen nicht mehr wegzudenken – die Midlife Crisis. Sie beschreibt eine Krise in der Lebensmitte. Etwa zwischen Mitte 30 bis Mitte 50. Der Begriff wird heutzutage eher inflationär genutzt und häufig auch ins Lächerliche gezogen, sodass er seiner eigentlichen Bedeutung nicht immer gerecht wird. Denn eine Midlife Crisis kann für die Betroffenen zu einer großen psychischen Belastung werden, die sich durchaus als Depression festsetzen kann. Forscher haben herausgefunden, dass das allgemeine Wohlbefinden ab Mitte 30 sinkt. Häufig erreicht es Mitte 40 seinen Tiefpunkt, um dann langsam wieder anzusteigen und bis ins hohe Alter relativ konstant zu bleiben. Man spricht hier auch von einer „U-Kurve des Glücks“.

Wie kommt es zu einer Midlife Crisis?

Im Alter zwischen 35 und 55 läuft unser Leben in der Regel geordnet. Manche Menschen haben ihre Familienplanung vorangetrieben, andere vielleicht Karriere gemacht. Unter dem Strich haben wir uns in dieser Zeit aber bereits für einen Lebensweg entschieden und diesen verfolgt. Unbewusst beginnen wir nun, zurückzuschauen und uns zu fragen: Was habe ich erreicht? Wo stehe ich inzwischen? Welche Träume haben sich erfüllt? Was habe ich vielleicht verpasst? Und wir beginnen zu bewerten. Unsere Vergangenheit, unsere Gegenwart. Unsere Ansichten und Werte haben sich verändert. Vielleicht würde wir die ein oder andere Entscheidung, die wir mit 20 getroffen haben, heute anders treffen. Hinzu kommt, dass wir alle eines gemeinsam haben – unsere Körper verändern sich. Hormonelle Ungleichgewichte treten spätestens ab 40 bei Frauen ebenso wie bei Männern auf. Und sie bringen neue Erfahrungen mit sich. Das Haar wird dünner oder fällt aus, die ein oder andere Falte zeigt sich, Muskelmasse nimmt ab und stattdessen setzen wir plötzlich mehr Fett an. Unsere kognitiven Fähigkeiten werden stärker gefordert. Stimmungsschwankungen können uns das Leben schwer machen und uns beeinträchtigen. Wir merken, dass wir keine 25 mehr sind, fühlen uns häufig aber auch noch nicht älter. Es fällt uns schwer, unseren Platz zu finden. 

Midlife Crisis

Denn auch gesellschaftlich verändert sich unsere Position zunehmend. Die eigenen Eltern werden älter und gebrechlicher. Wir werden stärker mit Krankheit und vielleicht auch Tod konfrontiert. Und unsere eigene Vergänglichkeit rückt mehr und mehr in unser Bewusstsein. Wer mit Mitte 40 weder Facharzt noch Jurist ist, wird es vermutlich auch nicht mehr. Die bewusste Entscheidung einer Frau gegen Kinder ist irgendwann in der Regel nur noch unter großen Anstrengungen rückgängig zu machen und nicht immer von Erfolg gekrönt. Unsere Beziehung und langjährige Freundschaften stellen uns vor neue Herausforderungen und bergen eventuell auch Konfliktpotenzial, sodass wir verstärkt daran arbeiten müssen. Wir merken, dass manche unserer Entscheidungen endgültiger werden und die Zeit, Versäumtes nachzuholen, kürzer wird. Das kann sehr belastend sein. Äußern kann sich eine Midlife Crisis unter anderem durch:

  • das Gefühl von Ohnmacht 
  • das Gefühl im eigenen Leben „gefangen“ zu sein
  • den Wunsch wegzulaufen und / oder aus allen Routinen auszubrechen
  • eine große Unzufriedenheit mit vielen Aspekten deines Lebens
  • eine ständige Traurigkeit und / oder Gereiztheit
  • Grübeleien über vertane Chancen und den Sinn Deines Lebens
  • eine negative Zukunftsperspektive
  • Schuldgefühle
  • Angst vor dem Altwerden 

Warum erfüllt uns so vieles plötzlich nicht mehr?

Da sich unsere Werte im Laufe des Lebens verändern, kommt es häufig dazu, dass uns die einst erreichten Ziele und Träume nicht mehr erfüllen. War der Sportwagen mit Mitte 20 noch der Lebenstraum schlechthin, hat er mit 40 wohl möglich keine Bedeutung mehr. Unsere Kinder werden größer und selbstständiger und wir werden somit weniger gebraucht. In der Mitte unseres Lebens beginnen wir, Beziehungen bewusster zu gestalten. Freundeskreise werden kleiner und dafür inniger. Wir benötigen für unser eigenes Fortkommen keine anderen Menschen mehr, sondern wählen bewusst die Kontakte, die uns gut tun und mit denen wir uns wohlfühlen. In dieser Zeit kann es auch vorkommen, dass alte Freundschaften zerbrechen, weil man sich auseinander gelebt hat. Wir beginnen uns neu zu orientieren und nach neuen Dingen zu suchen, die uns erfüllen und unserem Leben einen (neuen) Sinn geben.

Was hilft in der Midlife Crisis?

Lerne Dich und Deine Gefühle, Ängste, Zweifel und Gedanken anzunehmen. Du bist vollkommen in Ordnung, wie Du bist. Auch wenn Dich all das gerade extrem nervt und Du Dich niedergeschlagen fühlst, sei umsichtig mit Dir. Schuldgefühle sind vollkommen fehl am Platz – von ihnen kannst Du Dich getrost verabschieden. Im Gegenteil, sie stehen Dir nur im Weg! Auch wenn Dein Körper Dir Grenzen setzt, akzeptiere sie. Deine Leistungsfähigkeit sagt nichts über Deinen Wert aus. Dein Alter hat ganz andere Vorzüge! Wenn Du wirklich neu durchstarten willst, tue es. Du bist nie „zu alt“. Dir stehen alle Türen offen und Du kannst Dich vollkommen neu erfinden. Aber beachte, dass anders nicht immer besser ist. Frage dich im Vorfeld, was Du wirklich willst. Wo willst Du hin? Was willst Du noch erreichen? Finde heraus, was Dich glücklich macht, wofür Du brennst. Ziehe auch Bilanz und überlege Dir, was Du in Deinem Leben absolut nicht mehr möchtest. Ein Coaching kann Dir hier neue Perspektiven aufzeigen. Alles hinzuschmeißen, um dann nach einiger Zeit festzustellen, dass das Neue Dich auch nicht erfüllt, ist sinnlos. Achte auf Dich, Deine Bedürfnisse und Deine Gesundheit. Sprich Probleme an und teile Deine Sorgen mit anderen Menschen (privat oder professionell). Durchbrich Deine Routinen, sammle neue Erfahrungen und befreie Dich so von Monotonie und Langeweile.

Die Symptome einer Midlife Crisis können sehr diffus sein. Solltest Du das Gefühl haben, stärker belastet zu sein, ist es sinnvoll, Dir Unterstützung durch einen Therapeuten oder Coach zu suchen. Wir begleiten Dich in unseren Coachings durch diese besondere Lebensphase.

Deine Vio


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