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Selbstliebe, Selbstfürsorge und Abgrenzung – warum es manchmal einfach zu viel ist!

Selbstliebe

Ich scrolle durch meinen Instagram-Feed, dabei ploppt ein Selbstliebe-Posting nach dem anderen auf. „Setze klare Grenzen!“, „Denke immer zuerst an dich!“, „Du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben!“, „Du bist gut so, wie du bist!“. Mir fällt auf, dass ich selbst diese Floskeln auf meinem Account auch schon genutzt habe. Warum um alles in der Welt störe ich mich jetzt gerade so daran? Ich will es herausfinden. Ich lese mir alle Postings aufmerksam durch. „Fokussiere dich auf dich!“, „Egal, was andere sagen, du bist immer gut genug!“. 

„Aha!“ denke ich. Ist das wirklich so? Ist das die Lösung aller Probleme? Alles andere ausblenden, nur sich selbst wahrnehmen? Was ist, wenn andere Menschen Kritik an mir üben? Egal, ich habe schließlich mein Bestes gegeben. Was aber wenn sie berechtigt ist? Egal, das ist übergriffig! Davon muss ich mich abgrenzen. Sätze wie „Ich tue das für mich!“, „Das ist genau das, was ich jetzt brauche!“ stoßen mir immer öfter schwer auf. Nicht, weil ich Selbstliebe und Selbstfürsorge für Quatsch halte, sondern weil ich zunehmend das Gefühl habe, dass es damit übertrieben wird und häufig als Ausrede genutzt wird. 

Wozu dient Selbstliebe, Selbstfürsorge und Abgrenzung uns?

Selbstliebe, Selbstfürsorge und Abgrenzung sind unerlässliche Pfeiler für unsere psychische (und physische) Gesundheit. Sich anzunehmen, wie man ist, eine gesunde Einstellung zum eigenen Körper und Leben, Nein sagen können, eine starke Resilienz – all das sind Faktoren, die uns Zufriedenheit und Wohlbefinden im Leben garantieren. Um dies zu erreichen, ist es unerlässlich, dass wir uns auch um uns kümmern. Unsere Bedürfnisse und Ängste wahrnehmen und uns ihnen auch zuwenden. Das können wir auf viele verschiedene Arten tun, wie zum Beispiel mit einer kleinen täglichen Auszeit, einem Geschenk an uns selber, regelmäßigem Journaling. Aber eben auch durch Abgrenzung. Uns zum Beispiel aus einer Situation nehmen, wenn es uns zu viel wird oder „Nein“ zu sagen, wenn wir auf etwas keine Lust haben. 

Das Problem dabei ist, Maß zu halten! Sich auf eine gesunde Art um sich zu kümmern, ist für uns überlebenswichtig und wirkt sich positiv auf uns und unsere Umwelt aus. Sind wir selber gestresst, lassen wir unsere schlechte Laune gerne mal an unseren Mitmenschen aus. Haben wir aber gelernt, uns um uns selbst zu sorgen und zu kümmern, können wir unseren Stress reduzieren und entspannter mit unserer Umwelt umgehen. Wir bleiben handlungsfähig, können Andere unterschützen und unser Leben selbstbestimmt leben. 

Wann Selbstliebe und Selbstfürsorge zu Egoismus werden

Fokussieren wir uns zu stark auf uns selbst, vergessen wir die Menschen um uns herum. Hier dreht sich alles nur um das eigene Ich, das ständig im Vordergrund steht. Die Krux daran ist, dass wir, wenn wir zu übertriebener Selbstfürsorge und -liebe neigen, oftmals gar nicht merken, dass wir alles andere um uns herum vergessen. Das führt in unserem Umfeld zu Frust und Rückzug. Verständlicherweise. Im schlimmsten Fall hemmt es unser eigenes Wachstum! Es gilt also, die eigenen Bedürfnisse in Einklang mit den Bedürfnissen der Menschen zu bringen, die uns am Herzen liegen, ebenso wie mit unseren Zielen. Dazu gehören Kompromisse oder auch mal ein ehrliches Wort, wenn man sich zum Beispiel überfordert fühlt. Gemeinsam kann man nach Lösungen suchen. Dazu gehört auch, sich der Kritik nicht zu verschließen, weil man meint, man hätte es gut genug gemacht. Gesunde Selbstliebe und Selbstfürsorge unterstützen uns, Fehler zu erkennen, aus ihnen zu lernen und uns weiter zu entwickeln. Sie dienen nicht dazu, alles von uns zu schieben und uns in Selbstliebe-Ausflüchte zu retten. Gesunde Abgrenzung bewahrt uns vor Verletzungen und ist notwendig, um uns nicht ausnutzen zu lassen. Sie ist jedoch nicht dazu da, uns alles, was uns gerade nicht in den Kram passt oder lästig erscheint, vom Hals zu halten. Manche Dinge müssen wir tun, weil sie eben zu unserem Leben dazugehören. 

Selbstfürsorge heißt auch Kompromisse eingehen

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Ich wäre in meinem Leben nicht da, wo ich heute stehe, wenn ich mich nicht der Kritik anderer Menschen gestellt hätte (und es noch immer tue), um daraus zu lernen. Ich hätte mein Business nicht aufgebaut, wenn ich mich zu jederzeit über alles gestellt hätte. Viele Dinge treten manchmal in den Hintergrund, weil die Arbeit Raum einnimmt. Aber ich tue es gerne, weil ich es mit ganzem Herzen tue. Ich gehe täglich in die Interaktion mit anderen Menschen, muss Kompromisse machen, manchmal klare Worte finden und arbeite auch am Wochenende. Warum ich das tue? Weil sich andere Menschen auf mich verlassen, meine Unterstützung brauchen und ich mein Wissen teilen möchte. All das setzt voraus, dass ich gut für mich sorge und mir ab und an auch Auszeiten nehme – sonst wäre ich vermutlich schon ein Wrack. Würde ich jedoch all meine Bedürfnisse ständig in den Vordergrund stellen, wäre ich bis heute nicht vom Fleck gekommen. Es ist also immer ein Zusammenspiel aus mir und meiner Umwelt. Einer meiner Mentoren sagte einmal zu mir: „Du kannst alles vom Leben haben – aber nicht ohne etwas dafür zu tun. Dich einfach nur zurückzulehnen, bringt dich nicht weiter.“ 

3 Tipps für mehr Selbstliebe und Selbstfürsorge

Wie du Selbstfürsorge und Selbstliebe in dein Leben integrierst, ohne dich darin zu verlieren:

  • Nimm dir täglich 10 – 15 Minuten Zeit für dich. Du kannst zum Beispiel meditieren oder ein kleines tägliches Ritual abhalten
  • Gehe achtsam mit dir um. Hinterfrage deine Bedürfnisse, ohne deine Umwelt aus den Augen zu verlieren. 
  • Schreibe jeden Abend auf, wofür du dankbar bist oder was dich heute besonders stolz gemacht hat.

In unseren Coachings unterstützen wir Dich in Deiner Entwicklung zu mehr Selbstliebe und Selbstfürsorge.

Deine Vio


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