Perfektionismus: Nobody is perfect

Vom Streben nach Perfektion

Life Coach in Berlin

Strebst du auch nach Perfektion? Lässt du dich von den perfekten Bildern perfekter Menschen auf diversen Social-Media-Kanälen und in der Werbung dazu hinreißen, zu denken, du wärst nicht annähernd so perfekt? Wir alle unterliegen einem ständigen äußeren Einfluss. Wir sollen schlanker und jünger sein, unsere Haut glatter. Und bitte auch gleich noch erfolgreicher und intelligenter. Powervoller und lieblicher. Nur wer Schönheit, Anmut, Liebreiz, Demut, Erfolg und Dankbarkeit in sich vereint, ist auf einem guten Weg, fast perfekt zu werden. Aber eben auch nur fast.

Perfektionismus beschreibt in der Psychologie ein Konstrukt, mit dessen Hilfe versucht wird, das übertriebene Streben nach Perfektion und Fehlervermeidung zu erklären. Soviel zur Theorie. Was aber bedeutet das in der Praxis? 

Perfekt unperfekt

Eine gewisse Art von Perfektion ist uns allen eigen. Sie spornt uns an, motiviert uns, unsere Ziele zu erreichen und jedes Mal ein Stück weiterzugehen. Daraus schöpfen wir in einem gewissen Maße Kraft und es unterstützt unser Wachstum.

Warum können manche Menschen gut damit umgehen, nicht perfekt zu sein und Fehler zu machen und andere wiederum nicht? Wer dauernd alles richtig machen will, läuft Gefahr, an den eigenen Ansprüchen zu scheitern und lähmt sich in seinem Wachstum. Wann aber wird der Grundstein für das Streben nach Perfektion gelegt? Ein Erklärungsversuch.

Zu Perfektion neigen Menschen, die nach Anerkennung durch Leistung streben. Häufig liegen die Ursachen hierfür in der Kindheit verborgen. So wurden sie oft von den Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen abgewertet und nur dann gelobt, wenn sie eine gute Leistung erbracht haben. Sie wurden nicht um ihrer Selbstwillen geliebt, sondern immer auf Erfolg und Misserfolg reduziert. Die Betroffenen haben oft das Gefühl, nie wirklich zu genügen. Sie empfinden sich als inkompetent und haben das Gefühl, ein Versager zu sein. Um zu verhindern, dass andere das ebenso sehen könnten, treiben sie sich immer wieder zu neuen Höchstleitungen an und gehen über ihre individuellen Belastungsgrenzen hinaus. Ihnen geht es dabei nicht so sehr um die Details, sondern vielmehr um die Leistung.

Auch Menschen, die unter zwanghaften Verhaltenszügen leiden und zum Beispiel übertrieben ordentlich und pedantisch sind, neigen zu Perfektion. Sie haben große Angst, Fehler zu machen und als Folge daraus von anderen Menschen abgelehnt zu werden. Sie sind immer sehr kontrolliert und kontrollieren ihre Mitmenschen. Auch hier liegt die Ursache nahezu immer in der Kindheit. Die Betroffenen haben gelernt, sich unbedingt an Normen zu halten, weil sie sonst bestraft, nicht geliebt oder moralisch abgewertet werden. Für zwanghafte Perfektionisten steht das Detail im Vordergrund. Er möchte absolut fehlerfrei sein. 

Beide Arten lassen sich auf jeden denkbaren Lebensbereich übertragen. Es wäre also vollkommen falsch, zu glauben, dass Perfektionismus sich nur auf den Beruf auswirkt. Vielmehr streben Perfektionisten nach einem perfekten Leben in jeder Hinsicht. Hierbei gilt in unserer Gesellschaft inzwischen: Höher, schneller, weiter um (fast) jeden Preis!

Die Folgen vom Streben nach Perfektion

Man kann sich über Erreichtes nicht mehr freuen, denn nicht ist gut genug. Der Selbstwert leidet enorm darunter. Die Folge ist häufig der psychische und/oder physische Zusammenbruch. Perfektionisten neigen häufiger als andere Menschen zu Depressionen, Angsterkrankungen und Burnout. Der ständige negative Stress fordert langfristig seinen Tribut und kann zu Herz-Kreislauferkrankungen uvm. führen.

Wege aus dem Perfektionismus

Sowohl der Leistungsperfektionist wie auch der zwanghafte Perfektionist können lernen, entspannter und leichter zu leben. Allerdings mit unterschiedlichen Strategien. 

Für die Leistungsperfektionisten geht es in erster Linie darum, loszulassen. Weg von dem Leistungsdruck und hin zu mehr Gelassenheit. Dinge unternehmen, die Spaß machen. Sich mit dem, was man erreicht hat, zufrieden zu geben und mit Spaß an die Dinge heranzugehen. Dabei müssen Leistungsperfektionisten stets aufpassen, dass sie nicht in die Leistungsfalle tappen. So kann zum Beispiel der Freizeitsport schnell wieder zum Wettbewerb ausarten, in dem der Betroffene sich dann wieder zu Höchstleistungen anspornt. Das Ziel sollte sein, mit einer gesunden Portion Ehrgeiz und Motivation an Aufgaben heranzugehen und zu wissen, wann es genug ist. 

Die zwanghaften Perfektionisten profitieren davon, sich in kleinen Schritten von ihrem Streben nach Perfektion zu befreien. Das kann damit beginnen, Arbeiten einfach mal liegen zu lassen. Sich etwas zu gönnen, während eine Aufgabe unerledigt ist. Oder auch nicht die gesamte Wohnung einer Grundreinigung zu unterziehen, wenn sich Besuch angekündigt hat, sondern nur einmal durch zu saugen. Schritt für Schritt erarbeiten sie sich so mehr Gelassenheit.Für beide Gruppen gilt: Auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und sie auch zu erfüllen. Fehler nicht länger als Versagen, sondern als Chance etwas dazuzulernen, zu sehen. Sich nicht ständig mit anderen zu vergleichen und nachsichtig mit sich zu sein. Dinge auch mal hinzunehmen und nicht alles stets zu analysieren. Und vor allem um Hilfe zu bitten, wenn man dem Hamsterrad allein nicht entkommen kann! Hierzu bieten wir kompetente Unterstützung in unseren Coachings. 

Eure Vio


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