
Wir alle kennen sie – die kleinen und großen Enttäuschungen in unserem Leben. Sie sind wie Nadelstiche. Manche tun mehr weh, andere weniger. Werden wir enttäuscht, fühlen wir uns schlecht und im Stich gelassen. Das löst Gefühle von Kummer, Schmerz, Frust oder auch Wut aus, denn wir nehmen Enttäuschungen (grundsätzlich) persönlich. Enttäuschungen entstehen immer dann, wenn unsere Hoffnungen, Bedürfnisse und Erwartungen nicht erfüllt werden. Wir sind enttäuscht von Menschen, die unsere Erwartungen nicht erfüllen können oder wollen. Manchmal sind wir auch enttäuscht von Umständen oder Situationen, die wir uns anders vorgestellt haben. Und zuletzt sind wir ein ums andere Mal auch von uns selbst enttäuscht. Weil wir etwas nicht erreicht haben, was wir uns vorgenommen haben oder weil wir zum Beispiel nicht so gehandelt haben, wie wir es wollten.
Enttäuschungen lassen sich in drei Kategorien einteilen:
- Leere Versprechungen
Manchmal machen uns Menschen Versprechen, die sie nie zu halten gedenken. Handelt es sich dabei um eine uns nahestehende Person, ist das Gefühl betrogen und hintergangen worden zu sein umso schmerzhafter. - Eigene unrealistische Erwartungshaltung
Oftmals entstehen Enttäuschungen nicht, weil andere Menschen sich falsch verhalten haben, sondern weil unsere Erwartung überzogen war oder wir einer eigenen falschen Annahme auf den Leim gegangen sind. Wir haben etwas erwartet, was ein anderer gar nicht in der Lage war, zu geben. Hier reagieren wir mitunter mit ungerechtfertigten Schuldzuweisungen – bis wir schmerzlich erkennen, dass wir niemand anderem die Schuld dafür geben können. - Selbsttäuschung
Wir haben zu hohe oder falsche Erwartungen an uns selbst gestellt. Häufig sind wir uns dem gar nicht bewusst und umso mehr enttäuscht, wenn wir unsere Erwartungen nicht erfüllen können.
Warum sind Enttäuschungen so schmerzhaft?
Erleben wir eine Enttäuschung machen wir uns häufig starke Selbstvorwürfe. Egal, ob wir von uns oder einem anderen Menschen enttäuscht sind. Wir neigen dazu, uns sprichwörtlich mit Aussagen wie „Wie konnte ich nur so dumm sein?“, „Ich hätte es doch wissen müssen!“ oder auch „Ich bekomme das einfach nie hin!“ zu zerfleischen. Damit verstärken wir unsere negativen Emotionen allerdings noch mehr. Eine Lösung rutscht somit in weite Ferne. Im Gegenteil, wir steigern uns noch mehr in die Enttäuschung hinein und werden somit ein Teil des Problems. Manche Menschen resignieren in dieser Phase oder flüchten in die Opferrolle.
Wie geht man mit einer Enttäuschung am besten um?
Zuerst einmal steckt in jeder Enttäuschung etwas Positives, denn sie ist das Ende einer Täuschung. Vielleicht klingt das etwas plakativ, aber genauso ist es. Es gibt zwei Faktoren, die immer ursächlich für eine Enttäuschung sind: falsche Erwartungshaltung oder unzureichende Kommunikation. Deshalb ist es hilfreich, sich anzuschauen, was die Enttäuschung verursacht hat. Haben wir vielleicht nicht offen kommuniziert, was wir erwarten oder uns wünschen? Schließlich können andere Menschen nicht erraten, was wir uns von ihnen wünschen. Oder hatten wir überzogene Erwartungen? Egal was sich hinter unserer Enttäuschung verbirgt, wir können daraus lernen, um solche Situationen zukünftig zu vermeiden. Sollten aber auch akzeptieren, dass es im Leben trotzdem immer wieder mal zu Enttäuschungen kommen kann.
5 Tipps, man gelassener mit Enttäuschungen umgeht
- Nimm deine Gefühle an und schreibe deinen Ärger und deine Wut auf
Es ist normal, wütend, gekränkt, ärgerlich oder verzweifelt zu sein, wenn du enttäuscht wurdest. Mach nicht den Versuch, diese Emotionen zu verdrängen oder zu ignorieren. Vielmehr solltest du deine Gefühle hinterfragen. Hierbei kann es sehr hilfreich sein, aufzuschreiben, was du erlebt hast und wie du dich fühlst. - Gehe der Ursache auf den Grund
Nutze deine negativen Gefühle, um genauer hinzuschauen. Reflektiere die Situation. Frage dich zum Beispiel warum dich die Situation so aus der Fassung bringt. Waren deine Erwartungen zu hoch? Handelt es sich um ein falsches Versprechen? Hast du nicht offen kommuniziert? Hast du einen Anteil an der Enttäuschung? Überlege dir dabei auch, was du beim nächsten Mal besser machen könntest. - Kommuniziere deine Enttäuschung ohne Schuldzuweisungen
Verstricke dich nicht in Vorwürfe. Lass die Angelegenheit erstmal sacken und reflektiere, was schiefgelaufen ist. Anschließend kannst du das Gespräch suchen und klar machen, warum du enttäuscht bist. Versuche hier immer „Ich“-Botschaften zu senden und vermeide Schuldzuweisungen. - Lenk dich ab
Nichts ist schlimmer als alles zu zerdenken. Grübeleien bringen dich nicht weiter und bieten dir weder eine Lösung noch Antworten. Tu dir stattdessen etwas Gutes! Geh in die Natur oder triff dich zum Beispiel mit Freunden. Hier kannst du auch um Rat bitten oder dir andere Perspektiven aufzeigen lassen. So kann dir auch eine Neubewertung der Situation gelingen. - Hab Geduld und sei konsequent
Gib dir Zeit, die Enttäuschung zu überwinden. Schmerzvolle Erfahrungen brauchen Zeit. Das heißt nicht, dass du dich in negativen Gefühlen verlieren sollst, aber du darfst dir Zeit nehmen, um zu heilen. Überlege dir zudem, welche Konsequenzen du eventuell aus der Situation ziehen solltest. Zum Beispiel kann es manchmal notwendig sein, sich von Personen zu trennen oder Lebenssituationen zu verändern.
Nicht zuletzt solltest du dich fragen, ob du vielleicht auch verzeihen kannst / willst und dir bewusst machen, dass wir alle nicht fehlerfrei sind. Enttäuschungen sind immer das Ende einer Täuschung, die entstanden ist, weil wir falsch oder gar nicht kommuniziert haben, falsche Erwartungen hatten oder Menschen in unserem Leben nicht ehrlich mit uns waren. Was auch immer die Ursache der Enttäuschung ist – vorausgegangen ist immer eine (Selbst)Täuschung.
In unseren Coachings unterstützen wir dich dabei, Enttäuschungen zu verarbeiten und zukünftige Täuschungen zu vermeiden.
Deine Vio
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